362 resultados para kulturelle Identität
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Im Russischen Reich bildete sich ab den 1860er Jahren im Untergrund eine radikale Gegenelite heraus, welche die bisher geltenden Autoritäten, Konventionen und Werte in Frage stellte und durch etwas Besseres ersetzen wollte. In diesen Netzwerken fanden vor allem junge Menschen aus dem europäischen Teil des Russischen Reiches zusammen. Nationale Identitäten schienen sekundär. Russisch diente als Verständigungssprache. Entscheidend für die Aufnahme in diese Gegengesellschaft war einerseits die „persönliche Qualifikation“, andererseits eine gewisse schulische Bildung. Die verschiedensten radikalen Netzwerke können als Gesamtheit mit dem Begriff radikales Milieu gefasst werden. Dabei lehne ich mich an den Milieubegriff des Soziologen M. Rainer Lepsius an. Dieser definierte Milieus als „soziale Einheiten, die durch eine Koinzidenz mehrerer Strukturdimensionen […] gebildet werden.“ (Demokratie in Deutschland, 1993, 38). Die Strukturdimensionen des radikalen Milieus in Russland von den 1860er Jahren bis 1917 waren: a) Intellektuelle, meist „privilegierte“, städtische Mitglieder, b) Organisation in Zirkeln, c) eine Identität als Gegengesellschaft mit Gegenwerten, die eine Gegenrealität aufbaute sowie d) die Zugehörigkeit durch Kooptation. Obwohl sie den autokratischen Staat ablehnten, organisierten sich die Radikalen aber im imperialen Raum; ihre soziale Zusammensetzung spiegelte mit bestimmten Einschränkungen die ethnische und soziale Pluralität des Gesamtreiches wieder. In ihren autobiographischen Texten deuteten sich die Radikalen als „imperiale Gegenelite“. Dabei lässt sich auch ein Gefälle zwischen Zentrum und Peripherie feststellen: Die führenden Zirkel befanden sich meist in den grossen Städten des Reiches wie St. Petersburg, Moskau und Kiew oder im Exil und waren von dort aus gegenüber den Sympathisanten in den Provinzstädten oder gegenüber den Verbannten in Sibirien bei der Setzung interner Diskurse wegweisend.
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Die Berner Psychologieprofessorin Pasqualina Perrig- Chiello über Schwierigkeiten pflegender Angehöriger in der Schweiz, über geschlechtsspezifische und kulturelle Unterschiede und über Lösungsansätze.
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Gewürze sind faszinierend: Sie haben Geschmack, Duft, Heilkraft und kosmetische Wirkung. Doch damit nicht genug. Gewürze sind Symbole für historische, kulturelle und soziale Klassifizierungen. Dieses Buch trägt allen Dimensionen Rechnung: Es nähert sich den Gewürzen zugleich sinnlich und wissenschaftlich. Die Autoren und Autorinnen, alle Ethnologen, folgen darum in ihren Essays vergnügt und augenzwinkernd einem ganz persönlichen Zugang zu Absinth und Rosmarin, Oregano, Gelbwurz und Petersilie. Immer aber vermitteln die Autoren auch Wissenswertes über die Herkunft, die Eigenschaften und die kulturelle Bedeutung der Gewürze. Der guten Küche verpflichtet, endet jeder Beitrag mit einem oder mehreren Rezepten, in denen das vorgestellten Gewürz eine besondere Rolle spielt.
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Nach wie vor ist nicht hinreichend geklärt, warum soziale Ungleichheiten im Sport be-stehen und bestimmte Bevölkerungsgruppen (z.B. Menschen mit Migrationshinter-grund oder geringem Bildungsniveau) nur relativ selten sportaktiv sind. Zur Erklärung dieses Phänomens scheinen insbesondere sozio-kulturelle (z.B. sportbezogene Wert-vorstellungen) und strukturelle Faktoren (z.B. adäquate Sportangebote) relevant zu sein, welchen den Zugang zum Sport begünstigen oder behindern. Arbeiten zur sozia-len Ungleichheit im Sport, sozialisationstheoretische Ansätze oder sozial-ökologische Ansätze der Public Health-Forschung berücksichtigen zwar diese sozialen Faktoren, sie gehen jedoch nicht auf spezifische Wirkmechanismen zum Zusammenhang von Struktur- und Handlungsebene ein und die theoretisch konzipierten Mehrebenenmo-delle werden empirisch nur ansatzweise umgesetzt. Ziel des Beitrages ist es, einen Überblick vorliegender Ansätze zur Sportpartizipation zu geben, um ausgehend davon einen eigenen theoretisch-methodischen Ansatz vorzustellen. Mit Hilfe eines akteurtheoretischen Zugangs werden strukturelle Einflussfaktoren der Sportpartizipation systematisiert und ihr Einfluss auf sportbezogenes Handeln im Sin-ne der „Logik der Situation“ und der „Logik der Selektion“ spezifiziert (Schimank, 2010). Sportbezogene Kontextbedingungen werden als Gelegenheits- und Opportuni-tätsstruktur, als kultureller sowie sozialer Bezugsrahmen konzeptualisiert, die gewis-se Anreize schaffen („Logik der Situation“) und gemäß individueller Präferenzen und Prioritäten („Logik der Selektion“) zu Parametern individuellen (sportiven) Handelns werden können.. Je nachdem ob es sich bei diesen Handlungswahlen um die Auf-nahme oder Aufrechterhaltung einer Sportaktivität handelt, können andere Akteurmo-delle relevant sein. Die sozio-kulturellen Einflussfaktoren werden als Deutungsstruk-turen konzeptualisiert. Mit Blick auf das methodische Design erfordert die Mehrebe-nenperspektive die Berücksichtigung von individuellen und strukturellen Faktoren, die in Fallstudien auf kommunaler Ebene erfasst werden. Dazu ist eine typenbezogene Auswahl an Kommunen zu treffen. Zur Analyse sozio-kultureller Einflussfaktoren sol-len strukturähnliche Kommunen (bzgl. Einwohnerzahl, Sportförderstrukturen, usw.) mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund (z.B. französisch- vs. deutschsprachi-ge Schweiz) und zur Untersuchung von strukturellen Einflussfaktoren sollen Kommu-nen mit unterschiedlichen Strukturbedingungen innerhalb eines Sprachraumes aus-gewählt werden. Die Komplexität der Fragestellung legt eine Verknüpfung von quali-tativen und quantitativen Methoden nahe sowie eine statistische Auswertung mittels Mehrebenenanalysen. Literatur Schimank, U. (2010). Handeln und Strukturen. Einführung in die akteurtheoretische Soziologie. Weinheim: Juventa.
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hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft f. kulturelle Propaganda "Prometheus"
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Einführung: In der Schweiz bestehen zwischen den verschieden Sprachregionen Unterschiede in der Sportpartizipation (Lamprecht, Fischer, & Stamm, 2014). In der italienisch- und französischsprachigen Schweiz wird weniger häufig Sport getrieben als in der Deutschschweiz. Diese sprachregionalen Unterschiede im Sportverhalten sind mit denjenigen der europäischen Nachbarländer vergleichbar. In den nordischen und westlichen Ländern wurde im Vergleich zu den östlichen und südlichen Ländern in Europa wiederholt eine höhere Sportpartizipationsrate aufgezeigt (European Commission, 2014). Zur Erklärung werden insbesondere soziokulturelle Faktoren als begünstigende oder behindernde Einflussfaktoren für den Zugang zum Sport diskutiert. Theoretischer Ansatz: Zur Erklärung des Sportverhaltens wird der praxeologische Ansatz des Habitus (Bourdieu, 1976) verwendet. Das theoretische Konzept des Habitus stellt ein historisch und kulturell variierendes Konstrukt dar, welches eine dynamische Vermittlerrolle zwischen der gesellschaftlichen Struktur- und der subjektiven Handlungsebene einnimmt. Der Habitus erfasst ein dauerhaftes Ensemble von Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata, die gesellschaftlich bedingt sind und die individuellen Handlungen sowie die (Sport-)Praxis beeinflusst. Mit diesem kulturtheoretischen Ansatz von Bourdieu sollen die individuellen Wert- und Deutungsmuster bezüglich Sport und Bewegung, Körper, Gesundheit sowie Freizeit erfasst werden. Methodisches Vorgehen: Um die bewegungs- und körperbezogenen Deutungsstrukturen im Sinne von sportbezogenen Wertvorstellungen, Denk- und Wahrnehmungsschemata im Kontext sportlichen Handelns zu untersuchen, werden in der Deutsch- und Westschweiz wohnhafte sportlich aktive sowie inaktive Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 24 Jahren mittels eines halbstrukturierten Interviews zu ihrer eigenen Sportpraxis sowie ihrer persönlichen Einstellung zu Sport, Bewegung, Körper, Gesundheit und Freizeit befragt. Zur Auswertung wird eine rekonstruktive Sozialforschungsmethode, diejenige der dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2013) angewendet, da diese auf die Rekonstruktion von Habitusformen abzielt. Ergebnisse und Diskussion: Es können verschiedene sportbezogene Wertvorstellungen, Denk- und Wahrnehmungsschemata aufgezeigt werden, die mit der habituellen Sportpraxis zusammenhängen z.B. der Stellenwert des Sports d.h. inwiefern Sport als Bestandteil des Lebens oder als Teil der eigenen (körperlichen) Identität wahrgenommen wird. Zudem ist das Ziel der dokumentarischen Analyse aufgrund der bewegungs- und körperbezogenen Deutungsstrukturen unterschiedliche Habitustypen im Kontext des Sports aufzuzeigen. Soziokulturell geprägte Wertvorstellungen könnten einen Beitrag zur Erklärung der unterschiedlichen Sportpartizipationsraten in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz leisten. Da es sich um eine explorative Studie handelt, sind zur Verallgemeinerung der Befunde weitere Studien notwendig. References: Bohnsack, R. (Hrsg.). (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis: Grundlagen qualitativer Sozialforschung (3., aktual. Aufl.). Wiesbaden: Springer VS. Bourdieu, P. (1976). La distinction: Critique sociale du jugement. Le sens commun. Paris: Les Éditions de Minuit. European Commission. (2014). Sport and physical activity: Report. Special Eurobarometer: Vol. 412. Brussels: European Commission. Lamprecht, M., Fischer, A., & Stamm, H. (2014). Sport Schweiz 2014. Magglingen: Bundesamt für Sport BASPO.
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(Frühe Skulpturfotografie) Der opak dunkle Hintergrund gehört spätestens seit der Einführung der Negativretusche und deren massenhaften Anwendung durch die grossen fotografischen Kunstverlage in den 1860er Jahren bis teilweise in die 1920er Jahre oder darüber hinaus bei Fotografien antiker Skulpturen aus hellem Material zu den Standards. Trotz der Wucht dieses meist grafischen Eingriffs ins Bild durch Retusche wird der uniforme Hintergrundersatz auch in jüngster Zeit noch als den Hintergrund neutralisierend beschrieben. Die Entkontextualisierung der mehrheitlich in den berühmten italienischen Museen in Florenz, Rom und Neapel fotografierten Skulpturen aus ihrer ursprünglichen Räumlichkeit des Aufstellungskontextes führt die Skulptur medienbedingt jedoch nicht in die Hintergrundlosigkeit. In welche neue Kontexte wird die Skulptur durch diesen opak dunklen Hintergrund jedoch transportiert? In meinem Vortrag gehe ich Fragen der Entstehung und Funktion des opak dunklen Hintergrundes in der seriellen Skulpturfotografie einzeln abgelichteter Skulpturen der grossen fotografischen Kunstverlage Italiens (Alinari, Anderson, Brogi, ...) im 19. Jahrhundert nach und beleuchte das Phänomen dieser Hintergründe unter medien-, produktions- und technikästhetischen Aspekten.
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Das Internet wird ein immer populäreres und wichtigeres Kommunikationsmittel, besonders die sogenannten Social-Networking-Sites. In dieser Studie wird untersucht wie die Social-Networking-Sites, Facebook und Tuenti, die Kommunikation beeinflussen. In einem Korpus von Usern aus Málaga, wurde der Gebrauch von nicht-Standard Merkmalen analysiert und mit dem in der gesprochenen Sprache verglichen. Aus diesem Vergleich lässt sich schließen, dass die untersuchten sozialen und linguistischen Faktoren in der virtuellen und der reellen Sprache unterschiedlich funktionieren. Aufgrund dieses unterschiedlichen Gebrauchs kann die elektronische Kommunikation Facebook und Tuenti’s als Stil betrachtet werden, welcher den Usern dazu dient, soziale Bedeutung zu kreieren und ihre sprachliche Identität auszudrücken.
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Eine vergleichende Analyse der Regulierung von Schwangerschaftsabbrüchen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Westeuropa im Zeitraum von 1960 bis 2010 zeigt, dass katholisch geprägte Staaten diese Bereiche grundsätzlich nicht weniger stark liberalisiert haben als andere Länder. Allerdings drosselt der Katholizismus offensichtlich die Geschwindigkeit von Reformprozessen. Auf Basis einer detaillierten explorativen Analyse der Politikentwicklungen in Österreich, das sehr früh die Gesetzgebung zum Schwangerschaftsabbruch lockerte, jedoch bei der Einführung registrierter homosexueller Partnerschaften lange zögerte, leiten wir induktiv theoretische Implikationen ab: Die katholische Kirche kann permissive Reformen so lange verhindern, wie institutionelle und kulturelle Gelegenheitsstrukturen nicht der säkular-liberalen Opposition behilflich sind, erfolgreiches Agenda-Setting zu betreiben und Mehrheiten für einen Politikwechsel zu gewinnen.
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Ob die Delawaren in den USA, Indios in Mexiko oder die Kiranti-Bewegung in Nepal – seit knapp 20 Jahren fordern ethnische Bewegungen die Nationalstaaten in der außereuropäischen Welt heraus. Sie verlangen die Anerkennung und politische Repräsentation ethnischer Minderheiten und fordern, sie in die Definition der Nation einzuschließen. Die Autorinnen und Autoren des Bandes zeigen, dass diese »Ethnisierung des Politischen« bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreicht und die Identität einiger Nationalstaaten Amerikas und Asiens nachhaltig infrage stellt.
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Als kulturelle Konstrukte aus Bild, Schrift und Zahl stellten Land- und Weltkarten der Frühen Neuzeit komplexe Repräsentationen der Realität und Ausdrucksformen des abstrakten Denkens dar, die stets in ihrer Wirkungsmacht auf die graphische Wiedergabe angewiesen waren. Das konzeptuelle Ineinandergreifen von kartographischer Abstraktion und künstlerischer Figuration war eine insbesondere den niederländischen Karten des 16. und 17. Jahrhunderts eigene Form einer universellen »descriptio orbis«. Aufgrund dieser visuellen Interaktion unterschiedlicher Arten der Beschreibung waren die Topographien nicht nur weltabbildend, sondern vielmehr welterzeugend, indem sie zu Trägern, Vermittlern und Gegenständen zeitgebundener Wissensdiskurse wurden. Dieses Phänomen einer Ästhetik der Geographie, wie sie in den Werken der Amsterdamer Offizin Blaeu und ihres Umkreises zu beobachten ist, bildet erstmalig den Gegenstand einer kunsthistorischen Studie.