998 resultados para Die Zukunft der Aufklärung
Resumo:
Die jüdische Gemeinschaft gilt generell als Musterbeispiel einer gut integrierten, religiösen Minderheit. Tatsächlich jedoch bewirken gerade die jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen − verstärkte Säkularisierung und Individualisierung verbunden mit steigenden Mischehenraten und einer Neudefinitionder Geschlechterrollen − eine Infragestellung der Kontinuität europäisch-jüdischer Existenz.Seit den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts bewegt sich die Mischehenrate fast überall in der Diaspora bei über 50%. Da die Weitergabe des Judentums religionsgesetzlich nur über die Mutter erfolgt,stellt der Umgang mit nichtjüdischen Familienmitgliedern einen hochsensiblen Bereich für die Gemeinschaft dar. Die soziale und religiöse Integration von nichtjüdischen Ehefrauen und vaterjüdischenKindern ist auf Grund einer nicht selten willkürlich erscheinenden Aufnahmepraxis ein häufig tabuisierter Aspekt des Gemeindelebens, der zu permanenten Spannungen führt. Konflikte bezüglich der Zugehörigkeitskriterien aber auch der religiösen Rolle der Frau führen zu Polarisierungs- und Pluralisierungstendenzen. Im Rahmen eines Projektes des NFP 58 wurden aktuelle innerjüdische Grenzziehungsdebatten im Kontext des Schweizer Judentums auch mit Methoden der Oral History festgehalten und analysiert. Die Auseinandersetzungen innerhalb der schweizerisch-jüdischen Gemeinschaft wurden zudem mit Entwicklungen in anderen Ländern der Diaspora und in Israel verglichen. Es ergab sich das Bild einer dynamischen und zugleich jedoch tief gespaltenen Religionsgemeinschaft, innerhalb der sich die verschiedenen Richtungen („liberal“ bis „ultra-orthodox“) die Verantwortung für eine zunehmende Schwächung und Spaltung des jüdischen Volkes zuweisen. Bibliographie Benbassa, Esther u. Jean-Christophe Attias. 2001. Les Juifs ont-t-ils un avenir? Paris. Lattés. Gerson, Daniel.2012. Ausbreitung und Bedeutung des Judentums in der Schweiz.in : Religionen in der Schweiz. Bulletin Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, Nr 2.Bern. Gerson, Daniel.2011. Partizipation ohne Konversion? Grenzziehungsdebatten in neuen jüdischen Gemeinschaften der Schweiz,in: Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte, Nr.11.Wien. Phoibos. Gerson, Daniel.2010. Gemeinschaftsbildung und «demokratischer» Antisemitismus: Das Entstehen eines Schweizer Judentums im Spannungsverhältnis von Akkulturation, Einwanderung und Ausgrenzung, in: Wyrwa, Ulrich (Hrsg.): Einspruch und Abwehr. Die Reaktion des europäischen Judentums und die Entstehung des Antisemitismus in Europa. Frankfurt am Main. Campus. Lambert, Nick.2008. Jews and Europe in the Twenty-First Century. London. Vallentine Mitchell. Picard, Jacques.2007. Judentum in der Schweiz: zwischen religiöser, kultureller und politischer Identität,in: Baumann, Martin u. Jörg Stolz (Hrsg.); Eine Schweiz - viele Religionen. Bielefeld. transcript. Wasserstein, Bernard.1996. Vanishing Diaspora. The Jews in Europa since 1945. New York.Harvard University Press.
Umbau der Stadtbilder: Die Modernisierung der Stadt und die Entdeckung des mittelalterlichen Florenz
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In den Jahren des Zweiten Weltkriegs wurden in der Schweiz im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsprogrammen des Bundes unter anderem Kampagnen unter den Titeln «Altstadtsanierung», «Hotelsanierung» und «Bergdorfsanierung» durchgeführt, wie auch eine Planungsstelle beim Heimatschutz eingerichtet wurde. Gemeinsam war den Programmen, dass sie auf die Pflege – und das hiess: Überformung – von Stadt- und Landschaftsbild nach Massgabe traditionalistischer und regionalistischer Architekturvorstellungen zielten. Damit trugen sie dazu bei, eine Sanierungs- und Restaurierungspraxis zu etablieren, wie sie seit dem frühen 20. Jahrhundert von der Heimatschutzbewegung propagiert worden war und die gebaute Umwelt der Schweiz bis heute mitprägt. Der Aufsatz verortet die Arbeitsbeschaffungskampagnen in ihrem zeitgenössischen politischen Kontext, indem aufgezeigt wird, wie sich der Rekurs auf das traditionelle Stadt- und Landschaftsbild in das identitätspolitische Programm der sogenannten Geistigen Landesverteidigung fügte.
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Due to the impacts of postcolonialism, social and cultural anthropology has been dealing intensively with the possibilities and limits of representing "other” human beings and their meaningful worlds. Scholars such as George Marcus, James Clifford or Clifford Geertz have discussed ways of improving anthropological methods of representation without, however, fully raising questions about the quality and validity of the objects represented and the very idea, that they could be “represented”. Thus, despite attempts to purify classical anthropological categories, substantialized presences (“Humans”, “Others”, “Pygmies” etc.), various forms of binary oppositions (us–them, culture–nature, human–animal) as well as certain epistemological modes/ logoi (representation, interpretation) have been rehearsed until today. The research aims to dissect and challenge the metaphysical outputs of the “anthropological machine” (Giorgio Agamben). I intended to solve these from their apparent familiarity as representable identities or differences in order to investigate their genealogy. In Derrida’s and Foucault’s understanding, genealogy becomes manifest mainly in the “blind spots” (Derrida) or “anomalies” (Foucault) between differences, at the borders of identities. As an analytical guideline, the research uses on one concrete metonym for the Derridean blind spot, one incorporation of a Foucauldian Other, namely pygmy narratives within early modern and 19th century imaginings. “Pygmies” have been part of both Western mythology and anthropological reflection since the antiquity and finally became “ethnographical facts” within an evolutionary anthropology in the 19th century during the European exploration of Africa. Throughout this veritable Odyssey, they were mostly precarious “category-jammers” (Timothy Beal), occupying the impossible middle grounds within (proto)anthropological classification. Thus, along with the early modern wild men, enfants sauvages or the apes of proto-primatology, the pygmies of the Homeric myth, as a catalyst for the negotiation of categories, played a decisive role in early modern and 19th century conceptions of the human. Through the precarious Pygmies, concrete socio-historical materializations of Identities (human, European), differences (human–animal etc.), as well as the accompanying logoi which vindicate these as pseudo-entities, appear evident. The research aims to read and write the history of early modern and 19th Century anthropology through one of its many classificatory constituting Others. It thus contributes to a discipline that for a long time has examined concrete systems of knowledge and the genealogy of classification in general. One might call it an “anthropologization” of anthropology.