718 resultados para GILT
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Generell gelten in Deutschland alle Kinder und Jugendlichen als schulpflichtig, deren Aufenthaltsort sich im Land befindet. Weiterhin gilt die Verpflichtung zum Schulbesuch für alle „bildungsfähigen“ Kinder. Der Sachverhalt der Schulverweigerung, der in Kapitel 2 und 3 zu erläutern ist, kann nur in einer Gesellschaft vorliegen, in der ein Schulbesuch gesetzlich festgelegt ist. Im Jahr 1999 lag die Zahl der Verletzungen der Schulpflicht in Hessen, laut Kultusministerium, bei 4.417. Hierbei handelt es sich allerdings nur um Fälle, bei denen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet wurde also nicht um Schulversäumnisse, die von Eltern oder Ärzten entschuldigt wurden. Dies zeige allerdings, dass das Phänomen der Schulverweigerung in den letzten Jahren, gerade in den Klassen 7 bis 9 stetig zugenommen habe. Generell gehe man diesbezüglich davon aus, dass gelegentliches unerlaubtes Fernbleiben von der Schule im Jugendalter als entwicklungstypisch eingestuft werden könne. Oppositionelles und autoritätssuchendes Verhalten in der Adoleszensphase sei als ´normale` Entwicklungsstufe anzusehen und kann sich in schulabsentem Verhalten äußern. Schulverweigerung im Sinne einer Aufmerksamkeitserregung bezüglich eines psychosomatischen Krankheitsbildes tritt vorwiegend im Alter von 12 bis 14 Jahren auf. Darüber hinaus veröffentlichten die Hertie- und die Bertelsmann-Stiftung im Jahr 2002 in einer Presseinformation, dass es in Deutschland etwa 500.000 Schulschwänzer gebe. In diesem Zusammenhang würden etwa 10% bis 15% der Schüler in der Bundesrepublik die Schule ohne einen Schulabschluss verlassen, was in Zahlen ausgedrückt knapp 83.000 Kinder und Jugendliche bedeute. Von diesen Zahlen geht auch das Deutsche Jugendinstitut aus. In der Region Kassel existieren zurzeit zwei Projekte zum Umgang mit und der Prävention von Schulverweigerung. Durch das bundesweite „Netzwerk Prävention von Schulmüdigkeit und Schulverweigerung“ koordiniert wurde der 2005 ausgelaufene Modelversuch „Auf Kurs“ der Kasseler Produktionsschule BuntStift GmbH, evaluiert und ins Regelsystem übernommen. Das Projekt „Schulverweigerung - Die 2. Chance“, ausgehend vom Europäischen Sozialfond, läuft in Kassel seit 2007 beziehungsweise 2009 und beinhaltet eine Koordination von Schule und Jugendhilfe. Anknüpfend an das Prozedere bei Erkennung eines Falls von Schulverweigerung ist zu untersuchen, inwiefern und mit welchen Zielsetzungen die Reintegrationsprojekte in der Region Kassel die Ursachen von Schulverweigerung aufgreifen. In diesem Zusammenhang steht eine Kontaktaufnahme mit dem Planer des Projektes „Auf Kurs“ von BuntStift, der Georg-August-Zinn-Schule und der Offenen Schule Kassel Waldau, zwei Kooperationsschulen des Projekts, sowie der Jugendfürsorge von Landkreis und Stadt Kassel, die im Rahmen des Projektes „Schulverweigerung - Die 2. Chance“ mit Schulen und Gemeinden zusammenarbeiten. Ziel beider Projekte ist es, Schülern den Zugang zu sozialen Kompetenzen, der Bereitschaft zur Leistungsentfaltung und der Fähigkeit sich dauerhaft Lehr- und Lerninhalte anzueignen zu verschaffen. Die Darstellung der projektinternen Interventions-, Präventions- und Reintegrationsmaßnahmen vor dem Hintergrund der vielfältigen Ursachen von Schulverweigerung bilden den Schwerpunkt dieser Arbeit. In diesem Zusammenhang entsteht die Frage, inwiefern die Projekte Ursachen von Schulverweigerung präventiv und produktiv aufgreifen, um Schülern einen erfolgreichen Wiedereinstieg in das Bildungssystem zu ermöglichen und welche Rolle die Kooperation zwischen Schulen, Jugendhilfe und Eltern in dieser Hinsicht spielt.
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Die vorliegende Arbeit wird aufzeigen, wie sich die Flucht auf das Leben eines verfolgten Kindes auswirken kann. Dazu soll das Leben vor, während und nach der Flucht anhand von fünf Autobiographien untersucht werden. Die Autobiographien beinhalten die Lebenserinnerungen von Juden, die das Dritte Reich als Kinder und Jugendliche erlebten. Die zu untersuchenden Texte stammen von den in Wien geborenen Autoren Ruth Klüger (‚weiter leben‘) und Egon Schwarz (‚keine Zeit für Eichendorff‘) und den in Berlin geborenen Autoren Ludwig Greve (‚Wo gehörte ich hin? Geschichte einer Jugend‘), George Wyland-Herzfelde (‚Glück gehabt‘) und Hellmut Stern (‚Saitensprünge‘). Alle Autoren mussten ihrer Heimat im Zeitraum von 1935 bis 1942 entfliehen um ihr Leben vor den angeordneten Brutalitäten des nationalsozialistischen Regimes zu retten. Mit vielen Jahren zeitlichem Abstand schrieben die Autoren ihre Lebenserinnerungen nieder. Sie blickten auf ihr Leben vor der Verfolgung zurück und berichten von ihrem ‚neuen‘ Leben danach. Die Wege, die die Autoren während der Flucht einschlugen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch eint sie eines: Das rastloses Leben während der Flucht und das Bedürfnis ihre erlebte Geschichte mit anderen Menschen zu teilen. Da sich die vorliegende Arbeit mit der Analyse von autobiographischen Dokumenten beschäftigt, ist es zunächst sinnvoll sich einen Überblick über das Material und den Forschungsbereich zu verschaffen, in dem diese anzusiedeln ist. Der Ausgangspunkt der folgenden Untersuchung lässt sich im Bereich der Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung finden. Daher soll zunächst erläutert werden, was generell unter den Begriffen ‚Biographie‘ und ‚Autobiographie‘ zu verstehen ist. Dies ist für das Verständnis um die Beschaffenheit des analysierten Materials von entscheidender Bedeutung, denn jeder Mensch ist im Grunde ein Experte der Autobiographieforschung. Was es mit dieser gewagten Vermutung auf sich hat, wird sich im Verlauf dieses Kapitels klären. In einem zweiten Schritt soll dann das Erkenntnisinteresse Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung näher erläutert werden. Da jede autobiographische Äußerung aufgrund von Lebenserfahrungen getätigt wird, soll der Frage nachgegangen werden, was Lebenserfahrungen eigentlich genau sind und warum Lebenserfahrungen von besonderem Interesse für die Biographieforschung sind. Dem allgemeinen Erkenntnisinteresse schließt sich nun das spezielle, auf den konkreten Fall dieser Arbeit bezogene Erkenntnisinteresse an, nämlich die ausgewählten Autobiographien auf ihren biographischen Wendepunkt, eine besondere Form der Lebenserfahrung also, hin zu untersuchen. In diesem Fall ist es selbstverständlich sich erst einmal darüber klar zu werden um was genau es sich bei einem biographischen Wendepunkt eigentlich handelt. Wenn man sich intensiver mit einem bestimmten wissenschaftlichen Forschungsfeld beschäftigt, so ist es unerlässlich sich auch mit dem Zustandekommen und der Entwicklung dieses Forschungsfeldes zu beschäftigen. Demzufolge sollen im vierten Teil der Arbeit einige Informationen zur Geschichte der Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung zusammengetragen werden. Die Beschäftigung mit durchgeführten Studien kann Aufschluss darüber geben, welche Felder im Bereich der Biographieforschung bereits untersucht wurden und welche Erkenntnisse von großer Bedeutung für die Erziehungswissenschaft waren und noch bis heute sind. Thematisch schließt sich dem zeitlichen Abriss der Geschichte ein kurzer Überblick über die aktuelle Forschungssituation an, in dem einige bedeutende Arbeiten kurz inhaltlich vorgestellt werden. Die Betrachtung aktueller Forschungsstände gibt Aufschluss über die gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte der Biographieforschung, aber auch eine Übersicht über die gegenwärtig populärsten Techniken der Beschäftigung mit Biographien. Obwohl es sich bei der Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung um ein relativ junges Forschungsgebiet handelt, haben sich im Laufe der Jahre dennoch unterschiedliche Formen der Datenerhebung und Datenanalyse entwickelt. Die verschiedenen Möglichkeiten des Forschers sich Daten zu nähren und diese zu interpretieren sollen in zwei separaten Teilen dieser Arbeit erläutert werden. Diese beiden Teile sollen einen Überblick darüber geben, wie vielseitig der Umgang mit biographischen Materialien aussehen kann. Der erste der beiden Teile beschäftigt sich zunächst mit der Frage, wie der Forscher eigentlich an biographisches Material gelangt, welches er später auswerten wird. Im Forschungsbereich der Erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung lassen sich drei große Bereiche der Datenerhebung unterscheiden, die sich nach dem Zustandekommen des Ausgangsmaterials richten. Dies sind die Dokumentanalyse, die Durchführung von Interviews und die teilnehmende Beobachtung. Alle drei Formen gilt es an dieser Stelle kurz zu erläutern. Bevor die Autobiographien nun auf ihren biographischen Wendepunkt hin untersucht werden können, ist es zunächst nötig zu beschreiben, in welcher Form die Autobiographien denn analysiert und interpretiert werden sollen. Die Interpretation der Autobiographien orientiert sich am Vorgehen der objektiven Hermeneutik, die in seinen Grundprinzipien vorgestellt und in Anbetracht des vorhandenen Ausgangsmaterials leicht abgewandelt gebraucht werden soll. Der nächste Schritt ist nun die Beschäftigung mit den Autobiographien selbst. Zunächst sollen diese in Kürze inhaltlich zusammengefasst werden um einen Überblick über den beschriebenen Handlungsverlauf zu gewährleisten. Desweiteren lassen sich im Anhang dieser Arbeit tabellarische Lebensläufe mit den wichtigsten Informationen zu jedem der Autoren finden. Nun sollen die Lebensbedingungen der Autoren vor der Flucht, während der Flucht und nach der Flucht untersucht werden. Jenen Äußerungen des Autors, die sich konkret auf die Fluchtvorbereitungen beziehen, wird besondere Aufmerksamkeit zuteil. Ebenso verhält es sich auch mit Ausführungen des Autors, die die Verarbeitung des Fluchterlebnisses thematisieren. Die Analyse der Autobiographien soll so nah wie möglich am Text erfolgen. Um die zitierten autobiographischen Äußerungen dennoch auch vor dem historischen Hintergrund wahrnehmen zu können, werden zusätzliche, die historischen Umstände erläuternde, Materialien mit in die Interpretation einbezogen. Nachdem zu jeder Autobiographie die wichtigsten Erfahrungen vor, während und nach der Flucht beschrieben und interpretiert wurden, wird ein Vergleich der Autobiographien anschließen. Der Vergleich soll anhand von zuvor festgelegten thematischen Feldern erfolgen. Die Flucht war für jeden der Autoren mit individuellen Veränderungen in Bezug auf ihr späteres Leben verbunden. Obwohl die Autobiographien auf den ersten Blick äußerst unterschiedlich erscheinen, lassen sich einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede bezüglich der Erlebnisse vor, während und nach der Flucht finden, die es im Laufe des Vergleiches herauszuarbeiten gilt. Abschließend soll die Frage beantwortet werden, ob sich die Fluchterfahrungen der Autoren zu einer Gesamterfahrung zusammenfassen lassen, die alle teilen.
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Bildung ist zu einem Gut geworden, das den weiteren Lebensweg für alles öffnen oder auch versperren kann. Dabei ist die Bildung schon lange nicht mehr nur eine Sache der Schulen, auch die Frühkindliche Förderung rückt immer mehr in den Vordergrund. Nicht mehr nur eine Ansammlung von Abschlüssen, sondern Fähigkeiten und Fertigkeiten werden im Mittelpunkt gerückt. Bildung soll den Menschen ermöglichen selbst zu bestimmen und sein eigenes Leben in Beruf, Familien und anderen Bereichen zu führen Deutschland hat im Bereich der Bildungspolitik besonders mit den Folgen der schlechten PISA-Ergebnisse von 2000 zu kämpfen. Die Kritik an dem längst überholten System und der mangelnden Chancengleichheit, besonders bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, werden von Seiten der Eltern, Lehrer und Bildungsforscher immer lauter. Der Blick auf den Rest der Welt und dessen Bildungssysteme werden dabei immer wichtiger. Schweden hingegen gilt schon seit Jahrzehnten als Vorzeigeland in Sachen Bildung. Die schwedischen Schüler schneiden bei PISA unter anderem bei der Lesekompetenz deutlich besser ab als die deutschen Schüler. In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie Schweden es schafft eine hohe Chancengleichheit in der Bildung durchzusetzen und was Deutschland von diesem Land lernen kann. Besonders die aktuelle PISA- Diskussion steht dabei im Mittelpunkt. Infolge dessen wird besonders auf die Chancengleichheit im Bezug auf die Migrationspolitik eingegangen. Welche Maßnahmen Schweden und Deutschland unternehmen, um Chancengleichheit zu garantieren wird erläutert, um abschließend einen Blick in die Zukunft zu werfen und aufzuzeigen, wie es mit dem deutschen Bildungssystem weiter gehen kann und welche Herausforderungen es gegenüber steht.
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ZUSAMMENFASSUNG: Das Phosphorylierungsmuster eines Proteins ist kein statischer Zustand, sondern vielmehr ein dynamischer Status, den es in der modernen funktionellen (Phospho-) Proteomik und Analytik abzubilden gilt. Klassischerweise erfolgt der Nachweis der Proteinphosphorylierung auf Peptid-Ebene mittels MS/MS Sequenzierung. Diese Standardmethode der shotgun Phosphoproteomanalytik vernachlässigt jedoch wegen den in LC MS/MS Analysen oftmals schwer detektierbaren Phosphopeptiden gerade den variablen und oftmals nur geringen Phosphorylierungsgrad vieler Phosphorylierungsstellen (P-Stellen). Mittels phosphospezifischer Anreicherungsstrategien und MS/MS Sequenzierung konnten an der Modellkinase PKA-Cα nach rekombinanter Expression in E. coli insgesamt acht P-Stellen identifiziert werden. Der Phosphorylierungsgrad wurde in Kooperation mit Dr. J. Seidler über quantitative Signalintensitätsmessungen bestimmt und zeigte eine nahezu vollständige Phosphorylierung von pS10, pS139, pT197 und pS338, während der Phosphorylierungsgrad für pS34, pS53, pS65 und pS259 zwischen <5 und 45 % variierte. Neben der Quantifizierung der P-Stellen wurde auch das Auftreten und die Verteilung definierter Phosphoformen der PKA-Cα untersucht und deren Abhängigkeit von der primären Aminosäureabfolge, dem Auftreten von zusätzlichen Modifikationen sowie den gewählten Expressions- und Reinigungsbedingungen aufgezeigt. Endogene, aus Säugergewebe isolierte PKA-Cα wies nur eine einzige Phosphoform mit den P-Stellen pT197 und pS338 auf. Auch in vitro autophosphorylierte rekombinante PKA-Cα, die zuvor dephosphoryliert worden war, wies eine zweifach modifizierte Phosphoform auf. Im Vergleich zum endogenen Protein ließ sich dieses Protein an S10 und S338 exzessiv phosphorylieren, wohingegen an T197 keine Autophosphorylierung nachzuweisen war. Das Ausbleiben weiterer Phosphorylierungen stellt in Frage, ob die Hyperphosphorylierung in E. coli ausschließlich auf Autophosphorylierungsprozessen beruht, was anhand einer nicht phosphorylierten, katalytisch inaktiven Variante von PKA-Cα (PKA-Cα K72H) vermutet wurde. Im Hinblick auf die funktionellen P-Stellen pT197 und pS338 erfordert diese Entdeckung sowie der unabhängige Nachweis, dass zellfrei exprimierte PKA-Cα nur an S338 phosphoryliert ist, eine Modifizierung des sequenziellen Vorhersagemodells, wonach die Phosphorylierung an T197 eine zwingende Voraussetzung für die nachfolgende Phosphorylierung an S338 ist. Ferner konnte über phosphomimetische Mutagenese die Funktionalität der Phosphorylierung an S53 innerhalb der glycinreichen Schleife der PKA-Cα und somit ein potenzieller Weg zur Regulation der enzymatischen Aktivität gezeigt werden. Ein weiterer möglicher upstream Regulator von PKA-Cα ist die Proteinphosphatase 5, die in der Lage war, die bislang als phosphatasestabil beschriebene P Stelle pT197 in vitro zu dephosphorylieren. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass der Phosphorylierungszustand eines Proteins von zahlreichen internen und externen Faktoren abhängt – eine Tatsache, die gerade für rekombinante Proteine, insbesondere enzymatisch aktive Kinasen, oft vernachlässigt wurde. Daher müssen auch in der shotgun Phosphoproteomanalytik P-Stellen nicht mehr nur identifiziert und quantifiziert werden, sondern die resultierenden Proteinphosphoformen differenziert auch in ihrem physiologischen Kontext beschrieben werden.
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Um die Nährstoffeffizienz im Boden zu erhöhen und klimarelevante Gasemissionen zu minimieren, sind quantitative Informationen zu den C- und N-Fraktionen im Kot sowie deren Mineralisierungspotential nötig. Da über die Hälfte des fäkalen N mikrobiell gebunden ist, sind Methoden zur Bestimmung der mikrobiellen Kotqualität hilfreich. Ziele der ersten Publikation waren die Anwendung der CFE-Methode zur Bestimmung der mikrobiellen Biomasse in Rinderkot, Ergosterolbestimmung als Marker für die pilzliche Biomasse und Aminozuckernachweis zur Analyse der mikrobiellen Gemeinschaftsstruktur (pilzliches Glucosamin und bakterielle Muramin-säure). Mit Hilfe der CFE-Methode sollten lebende Mikroorganismen im Kot, inklusive Bakterien, Pilze und Archaeen, erfasst werden. Verschiedene Extraktionsmittel wurden für diese Methode getestet, um stabile Extrakte und reproduzierbare mikrobielle Biomasse-C- und -N-Gehalte zu erhalten. Der Einsatz von 0.05 M CuSO4 als Extraktionsmittel löste vorherige Probleme mit der Extraktion CHCl3-labiler N-Komponenten und sorgte für stabile Kotextrakte. Die Methoden wurden in einem Kotinkubationsexperiment bei 25 °C verglichen. Mikrobielle Parameter zeigten dynamische Charakteristika und mögliche Verschiebungen innerhalb der mikrobiellen Gemeinschaft. Im Kot von Färsen betrug das mittlere C/N-Verhältnis 5,6 und der mittlere Cmik/Corg-Quotient 2,2%, das Verhältnis von Ergosterol zum mikrobiellen Biomasse-C war 1,1‰. Ergosterol und Aminozuckeranalyse ergaben einen signifikanten Pilzanteil von über 40% des mikrobiellen Gesamt-C. Für die Analyse mikrobieller Parameter in Rinderkot erwiesen sich alle getesteten Methoden als geeignet. Diese wurden für die folgenden Fütterungsversuche weiter unabhängig voneinander angewendet und verglichen. Die zweite Publikation verglich eine N-defizitäre (ND) und eine ausgeglichene N-Bilanz (NB) bei der Fütterung von Milchkühen unter Berücksichtigung der Kot-inhaltsstoffe, der mikrobiellen Parameter und der Verdaulichkeit. Unterschiede zwischen Individuen und Probennahmetagen wurden ebenfalls miteinbezogen. Mittlerer mikrobieller Biomasse-C- und -N-Gehalt war 37 bzw. 4,9 mg g-1 TM. Der Pilzanteil lag diesmal bei 25% des mikrobiellen Gesamt-C. Die Fütterung zeigte signifikante Effekte auf die Kotzusammensetzung. Das fäkale C/N-Verhältnis der NB-Fütterung war signifikant niedriger als bei ND. Gleiches gilt für das C/N-Verhältnis der mikrobiellen Biomasse mit jeweils 9.1 und 7.0 für ND und NB. Auch die Verdaulichkeit wurde durch die Fütterung beeinflusst. Unverdauter Futterstickstoff, Faserstoffe (NDF) und Hemi-cellulose waren in der ND-Behandlung signifikant erhöht. Einige Parameter zeigten nur einen Einfluss der Probennahmetage, mit den angewendeten Methoden gelang jedoch der eindeutige Nachweis der Fütterungseffekte auf mikrobielle Parameter im Rinderkot, wobei sich die Fütterung in nur einer Variable unterschied. Weitere Fütterungseinflüsse auf die Kotqualität wurden schließlich auch für Rinder unterschiedlicher Leistungsstufen erforscht. Hier waren die Unterschiede in der Fütterung wesentlich größer als in den vorhergehenden Experimenten. Der Kot von Färsen, Niederleistungs- und Hochleistungskühen sowie dessen Einfluss auf N2O-Emissionen, N-Mineralisierung und pflanzliche N-Aufnahme wurden untersucht. Die Färsenfütterung mit geringem N- und hohem ADF-Anteil führte zu pilzdominiertem Kot. Besonders im Vergleich zum Kot der Hochleistungskühe war der Gehalt an mikrobiellem Biomasse-C niedrig, in Verbindung mit einem breiten mikrobiellen C/N-Verhältnis und hohem Ergosterolgehalt. Eingemischt in Boden zeigte Färsenkot die niedrigste CO2-Produktion und höchste N-Immobilisierung sowie niedrigste N2O-Emissionen während einer 14-tägigen Inkubation bei 22 °C. In einem 62-Tage-Gefäßversuch mit Welschem Weidelgras waren der Trocken-masseertrag und die pflanzliche Stickstoffaufnahme in den Färsenbehandlungen am niedrigsten. Die Stickstoffaufnahme durch die Pflanzen korrelierte positiv mit der Stickstoffkonzentration im Kot und negativ mit dem Rohfasergehalt, aber auch negativ mit dem C/N-Verhältnis der mikrobiellen Biomasse und dem Verhältnis von pilzlichem zu bakteriellem C. Mikrobielle Parameter im Kot zeigten einen größeren Zusammen-hang mit der pflanzlichen Stickstoffaufnahme als die mikrobiellen Bodenparameter.
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Der Nationalsozialismus und damit auch der Holocaust gilt als die am besten erforschte Periode der deutschen Geschichte. Unzählige Berichte und Dokumente belegen den Völkermord an den europäischen Juden und ermöglichen so ein genaues und detailliertes Bild der Vorgänge. Trotz der sehr guten Quellenlage behaupten Holocaustleugner, dass es sich bei der Shoah um eine Inszenierung handele oder dass die geschätzten Opferzahlen als maßlose Übertreibung zurückzuweisen seien. Die vorliegende Studie untersucht, wie Holocaustleugner argumentieren und mit welchen Manipulationstechniken sie historische Tatsachen verfälschen. Im Zentrum stehen dabei propagandistische Texte im Internet, dem Medium, welches gegenwärtig als häufigster Verbreitungskanal für holocaustleugnende Propaganda genutzt wird. Um aktuelle Tendenzen deutlich zu machen und um Brüche und Kontinuitäten herauszuarbeiten, werden jüngste Internet-Publikationen mit Printmedien aus den 1970er und 1980er Jahren verglichen. Die Analyse macht dabei deutlich, dass sich holocaustleugnende Argumentationsmuster mit der „digitalen Revolution“ gewandelt haben und die Protagonisten der Szene sich auf neue Zielgruppen einstellen. Während frühe Printmedien vor allem für einen begrenzten Kreis einschlägig Interessierter publiziert wurden, haben Holocaustleugner heute die Gesamtheit der Internet-Nutzer als Zielgruppe erkannt. Vor diesem Hintergrund wandeln sich die Verschleierungstaktiken und Täuschungsmanöver, auch aber der Habitus der Texte. Argumentierten die Autoren in früheren Veröffentlichungen oftmals offensiv und radikal, konzentrieren sie sich gegenwärtig auf moderatere Argumentationsmuster, die darauf abzielen, die Shoah zu trivialisieren und zu minimieren. Derartige Propagandaformen sind kompatibler mit dem politischem Mainstream, weil sie weniger verschwörungstheoretisch angelegt sind und ihr antisemitisches Motiv besser verbergen können. Radikale Holocaustleugnung, die behauptet, der gesamte wissenschaftliche Erkenntnisbestand zur Shoah sei ein Phantasiegebilde, findet sich seltener im Internet. Häufiger wird eine „Nadelstich-Taktik“ verfolgt, die einzelne Detailaspekte aufgreift, in Frage stellt oder zu widerlegen vorgibt. Diese Angriffe sollen ihre Wirkung nicht für sich entfalten, sondern in der Summe suggerieren, dass die Tatsachenbasis des Holocaust durchaus hinterfragenswert sei.
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Im Zuge dieser Arbeit werden die Entstehungszusammenhänge vorhandener und teilweise auch de facto genutzter Nachhaltigkeitspotentiale ausgewählter Gemeinden Nordhessens beleuchtet. Die Gemeinde als bürgernahste staatliche Verwaltungseinheit, welche aktiv auf das Verhalten von Menschen und Unternehmen Einfluss nehmen kann, endet dabei nicht an der verwaltungsrechtlichen und politischen Gemeindegrenze. Aus Gründen der Handhabbarkeit des Promotionsvorhabens beschränkt sich der Autor auf die getrennt voneinander zu betrachtenden Arenen der Ernährung und Energiewirtschaft. Ziel dieses Vergleiches ist es, diejenigen Gemeinden benennen zu können, welche von sich und anderen Gemeinden als Musterschüler angesehen werden und die Gründe zu eruieren, welche Faktoren für diese subjektiv positive Entwicklung entscheidend waren und sind. Umgekehrt gilt es, für Gemeinden mit Nachholbedarf im Bereich nachhaltiger Ernährung und Energiewirtschaft, die hemmenden Faktoren herauszufinden. Auf der Ebene der Gemeinde gibt es zahlreiche Möglichkeiten, energiesparende und klimarelevante Maßnahmen durchzuführen oder etwa eine regional-biologische Schulspeisung einzuführen. Niemand ist für eine Klimaveränderung mit katastrophalen Auswirkungen auf unsere Lebensverhältnisse in der Zukunft. Das Verhalten der entscheidenden Akteure legt es aber nahe, dass eine “derartige Veränderung mit zunehmender Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Warum gibt es diese Diskrepanz? Dafür lassen sich zwei wesentliche Gründe anführen: die Unwissenheit über die Zusammenhänge und das Ausmaß der Bedrohung sowie die Gleichgültigkeit oder auch der Mangel an Verantwortung gegenüber der Zukunft.” Zum aktuellen Stand der globalen Nachhaltigkeit ist festzustellen: „Der Weltklimagipfel 2009 in Kopenhagen brachte keine spürbaren Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit, hier wurden im Bezug auf die Klimaerwärmung nur vage Ziele formuliert. Es gab zwar eine Abschlusserklärung, diese wurde aber nicht abgestimmt. Den teilnehmenden Ländern bleibt es somit freigestellt, ob sie den Text annehmen und umsetzen oder eben nicht.“ Aufgrund des besagten partiellen Versagens der nationalen und internationalen Ebene steigt die Verantwortung der kommunalen Ebene, welche sich ansonsten auf die Erfolge der Erstgenannten hätte berufen können. Auf der Ebene der Gemeinde gibt es zahlreiche Möglichkeiten, energiesparende und klimarelevante Maßnahmen durchzuführen, dies gilt auch noch nach dem Klimagipfel in Cancún, der seine Wirksamkeit erst noch beweisen muss.
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Selbstbestimmung und -gestaltung des eigenen Alltages gewinnen immer mehr an Bedeutung, insbesondere für ältere Mitmenschen in ländlichen Regionen, die auf ärztliche Versorgung angewiesen sind. Die Schaffung sogenannter smart personal environments mittels einer Vielzahl von, nahezu unsichtbar installierten Sensoren im gewohnten Lebensraum liefert dem Anwender (lebens-) notwendige Informationen über seine Umgebung oder seinen eigenen Körper. Dabei gilt es nicht den Anwender mit technischen Daten, wie Spektren, zu überfordern. Vielmehr sollte die Handhabung so einfach wie möglich gestaltet werden und die ausgewertete Information als Indikationsmittel zum weiteren Handeln dienen. Die Anforderungen an moderne Technologien sind folglich eine starke Miniaturisierung, zur optimalen Integration und Mobilität, bei gleichzeitig hoher Auflösung und Stabilität. Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist die Miniaturisierung eines spektroskopischen Systems bei gleichzeitig hohem Auflösungsvermögen für die Detektion im sichtbaren Spektralbereich. Eine Möglichkeit für die Herstellung eines konkurrenzfähigen „Mini-„ oder „Mikrospektrometers“ basiert auf Fabry-Pérot (FP) Filtersystemen, da hierbei die Miniaturisierung nicht wie üblich auf Gittersysteme limitiert ist. Der maßgebliche Faktor für das spektrale Auflösungsvermögen des Spektrometers ist die vertikale Präzision und Homogenität der einzelnen 3D Filterkavitäten, die die unterschiedlichen Transmissionswellenlängen der einzelnen Filter festlegen. Die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit des am INA entwickelten Nanospektremeters wurde durch die maximale Reduzierung der Prozessschritte, nämlich auf einen einzigen Schritt, erreicht. Erstmalig wird eine neuartige Nanoimprint Technologie, die sog. Substrate Conformal Imprint Lithography, für die Herstellung von wellenlängen-selektierenden Filterkavitäten von stark miniaturisierten Spektrometern eingesetzt. Im Zuge dieser Arbeit wird das Design des FP Filtersystems entwickelt und technologisch mittels Dünnschichtdeposition und der Nanoimprinttechnologie realisiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei in der Untersuchung des Prägematerials, dessen optische Eigenschaften maßgeblich über die Performance des Filtersystems entscheiden. Mit Hilfe eines speziell gefertigten Mikroskopspektrometers werden die gefertigten Filterfelder hinsichtlich ihrer Transmissionseigenschaften und ihres Auflösungsvermögens hin untersucht. Im Hinblick auf publizierte Arbeiten konkurrierender Arbeitsgruppen konnte eine deutliche Verbesserung des miniaturisierten Spektrometers erreicht werden. Die Minimierung der Prozessschritte auf einen einzigen Prägeschritt sorgt gleichzeitig für eine schnelle und zuverlässige Replikation der wellenlängenselektierenden Filterkavitäten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde aufgezeigt, dass das angestrebte Nanospektrometer, trotz der sehr geringen Größe, eine hohe Auflösung liefern kann und gerade wegen der starken Miniaturisierung mit kommerziellen Mini- und Mikro-spektrometern konkurrenzfähig ist.
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The present thesis is about the inverse problem in differential Galois Theory. Given a differential field, the inverse problem asks which linear algebraic groups can be realized as differential Galois groups of Picard-Vessiot extensions of this field. In this thesis we will concentrate on the realization of the classical groups as differential Galois groups. We introduce a method for a very general realization of these groups. This means that we present for the classical groups of Lie rank $l$ explicit linear differential equations where the coefficients are differential polynomials in $l$ differential indeterminates over an algebraically closed field of constants $C$, i.e. our differential ground field is purely differential transcendental over the constants. For the groups of type $A_l$, $B_l$, $C_l$, $D_l$ and $G_2$ we managed to do these realizations at the same time in terms of Abhyankar's program 'Nice Equations for Nice Groups'. Here the choice of the defining matrix is important. We found out that an educated choice of $l$ negative roots for the parametrization together with the positive simple roots leads to a nice differential equation and at the same time defines a sufficiently general element of the Lie algebra. Unfortunately for the groups of type $F_4$ and $E_6$ the linear differential equations for such elements are of enormous length. Therefore we keep in the case of $F_4$ and $E_6$ the defining matrix differential equation which has also an easy and nice shape. The basic idea for the realization is the application of an upper and lower bound criterion for the differential Galois group to our parameter equations and to show that both bounds coincide. An upper and lower bound criterion can be found in literature. Here we will only use the upper bound, since for the application of the lower bound criterion an important condition has to be satisfied. If the differential ground field is $C_1$, e.g., $C(z)$ with standard derivation, this condition is automatically satisfied. Since our differential ground field is purely differential transcendental over $C$, we have no information whether this condition holds or not. The main part of this thesis is the development of an alternative lower bound criterion and its application. We introduce the specialization bound. It states that the differential Galois group of a specialization of the parameter equation is contained in the differential Galois group of the parameter equation. Thus for its application we need a differential equation over $C(z)$ with given differential Galois group. A modification of a result from Mitschi and Singer yields such an equation over $C(z)$ up to differential conjugation, i.e. up to transformation to the required shape. The transformation of their equation to a specialization of our parameter equation is done for each of the above groups in the respective transformation lemma.
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Der Forschungsverbund ‚Stadt 2030‘ mit einer Laufzeit von etwa vier Jahren zwischen 2000 und 2004, mit seinen 21 Teilprojekten, mit über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Bereichen der Stadtforschung, aus kommunalen Verwaltungen und Kommunalpolitik sowie mit seinem Etat von ca. 18 Mio. Euro gilt bis heute vielfach als umfangreichstes Stadtforschungsprojekt in der deutschen Geschichte. Er hatte zum Ziel, in einer engen Kooperation zwischen Kommunalverwaltungen und wissenschaftlichen Einrichtungen Zukunftskonzeptionen und Leitbilder für Städte und Regionen zu formulieren, deren Perspektive über drei Jahrzehnte reicht. In der Dissertation wird der Frage nachgegangen, wie sich der spezifische Untersuchungsansatz des Forschungsverbundes ‚Stadt 2030‘ auf die Suche nach räumlichen Entwicklungsperspektiven in schrumpfenden Städten und Regionen ausgewirkt hat. Es geht dabei zum einen um eine speziell auf den Aspekt der Schrumpfungsprozesse fokussierende, rekonstruierende Analyse der Ergebnisse von ‚Stadt 2030‘, da diese bislang weder durch die Forschungsbegleitung noch durch andere Akteure der planungswissenschaftlichen Forschung vorgenommen wurde. Dabei wird einerseits untersucht, mit welchen Forschungsansätzen, methodischen Herangehensweisen und Fragestellungen sich der Forschungsverbund sowie die einzelnen Teilprojekte dem Thema der räumlichen Schrumpfungsprozesse genähert haben. In einem weiteren Schritt wird herausgearbeitet, welche planerischen, politischen und ggfs. auch zivilgesellschaftlichen Ansätze in den Projekten entstanden sind, um den Schrumpfungsprozessen zu begegnen. Andererseits wird auch analysiert, inwieweit das in den Projekten angewandte methodische Werkzeug und die Auswahl der einbezogenen Akteure geeignet waren, Ergebnisse zu erzielen, die den spezifischen Bedingungen in schrumpfenden Städten und Regionen Rechnung tragen. Auf einer anderen Untersuchungsebene geht es darum, zu analysieren, inwieweit die mit dem Forschungsverbund insgesamt und in den Teilprojekten erarbeiteten Ergebnisse für eine Implementierung in die langfristige Stadtentwicklungsplanung und -politik geeignet (bzw. überhaupt vorgesehen) sind und in welchem Maße eine solche Operationalisierung bislang erfolgt ist. Dabei steht einerseits die Frage im Vordergrund, welche Potenziale und Chancen mit der Erarbeitung und Umsetzung langfristiger Zukunftskonzepte für die Entwicklung schrumpfender Städte und Regionen verbunden sind, andererseits werden auch die Hemmnisse und Grenzen deutlich, die bei dem Versuch, Schrumpfungsprozesse langfristig zu steuern, berücksichtigt werden müssen. Die Ergebnisse der Dissertation fußen auf einer ausführlichen und detaillierten Analyse von vier Fallstudien, die in einem komplexen Auswahlverfahren aus der Gesamtheit der 21 Teilprojekte des Forschungsverbundes ausgewählt wurden. Es handelt sich dabei um die Teilprojekte in Eisenhüttenstadt (Brandenburg), in Guben / Gubin (Brandenburg / Polen), in der Region Braunschweig (Niedersachsen) und im Raum Schwalm-Eder-West (Hessen). Der Schwerpunkt der methodischen Herangehensweise lag auf der Durchführung und Auswertung von Experteninterviews mit den Projektbearbeitern der ausgewählten Fallstudien.
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In ihrer Arbeit "Mobiles Lernen. Analyse des Wissenschaftsprozesses der britischen und deutschsprachigen medienpädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Mobile-Learning-Diskussion." zeichnet Judith Seipold die Phasen und Entwicklungslinien der bisherigen und naturwüchsigen Diskussion um das Mobile Lernen nach. Dabei eröffnet sie mit ihrer Analyse des vornehmlich britischen Wissenschaftsprozesses des Mobilen Lernens ab Beginn des 21. Jahrhunderts den Blick auf die Struktur der medienpädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Mobile-Learning-Diskussion, auf deren Kontexte, Bezugspunkte, Perspektiven und theoretische Schwerpunkte, aber auch Erfolge und Problembereiche in der praktischen Umsetzung des Lernens mit Mobiltechnologien in formalisierten Lernkontexten wie dem des Schulunterrichts. Auf diese Weise liefert die Autorin eine Systematik, die nicht nur die britische Diskussion für die deutschsprachige Medienpädagogik verfügbar macht, sondern auch eine neue und systematisch begründete Reflexionsebene für eine aktuelle medienpädagogische Entwicklung – das Mobile Lernen – bildet. Zunächst widmet sich die Autorin der Analyse des Wissenschaftsprozesses der bisherigen britischen und teils auch der deutschsprachigen Mobile-Learning-Diskussion. Um diesen Prozess in seiner Struktur greifbar zu machen, skizziert sie die Bezugsdisziplinen, aus denen die medienpädagogische und erziehungswissenschaftliche Mobile-Learning-Forschung schöpft, arbeitet die Legitimationsbasis auf, auf die sich Mobiles Lernen stützt, zeichnet die historische Entwicklung der Diskussion nach, die sowohl Alltagsnutzung von Mobiltechnologien als auch den Fachdiskurs einschließt, und erläutert innerhalb ihres Modells der Phasen und Entwicklungslinien Mobilen Lernens Theorien, Konzepte und Modelle, die in der Mobile-Learning-Community als zentral für Analyse und Planung Mobilen Lernens erachtet werden. Konzepte und Modelle, die in der Mobile-Learning-Diskussion die Rolle der Lernenden in das Zentrum der Betrachtungen rücken und eine explizite Handlungsorientierung unterstützen, sind Kernbereich des theoriebasierten Teils der Arbeit. Überlegungen zu einer „Sozio-kulturellen Ökologie Mobilen Lernens“, zu „user-generated contexts“ und zu einer „kulturökologisch informierten Didaktik des Mobilen Lernens“ sind dabei sowohl reflektierende Einordnung aktueller Konzepte und Modelle als auch theoretische und konzeptionelle Basis für die praktische Umsetzung Mobilen Lernens. Um die Rolle der Handlungskompetenzen, kulturellen Praktiken und Strukturen der Lerner bei der Nutzung von Mobiltechnologien für Lernen analytisch zu fassen, finden im Praxis-Kapitel Planungs- und Analyseschemata unter Rückgriff auf Beispiele aus der Praxisforschung und der Implementierung mobilen Lernens in den Schulunterricht Anwendung. Ihre Erörterungen rahmt die Autorin abschließend kritisch und weist zum einen auf bildungspolitische, strukturelle und handlungspraktische Implikationen hin, die sich aus der Mobile-Learning-Diskussion ergeben; zum anderen lenkt sie das Augenmerk auf Gegensätze und Dialektiken des Mobilen Lernens, die sich im Spannungsfeld zwischen alltäglicher mobiler Mediennutzung und der teils theoretisch informierten schulischen Verwendung von Mobiltechnologien zum Lernen entfalten. Sie gilt es, im weiteren Verlauf der Diskussion zu hinterfragen und aufzulösen.
Resumo:
Die medienpädagogische Förderung junger Menschen aus problematischen Familien, sozio-kulturellen Problemlagen, der sogenannten neuen Unterschicht bzw. die Förderung von Hauptschülern, insbesondere Jungen, ist das zentrale Anliegen dieses Buches. Das sind diejenigen Lerner, die die Anforderungen für einen qualifizierten Schulabschluss, die Basiskompetenzen im Sinne der PISA-Studien, nicht oder kaum erfüllen, Distanz zur Schule haben bzw. aus schwierigen sozio-ökonomischen Bevölkerungsgruppen stammen. Diese Gruppe, meist Jungen, häufig mit Migrationshintergrund, versucht der Begriff Risikolerner zu fassen. Die Frage nach Risikolernern eröffnet die Perspektive auf Kompetenzen und kulturelle Ressourcen, mit denen es Risikolernern gelingt, Medien selbstbestimmt und reflexiv für die eigene Persönlichkeitsentwicklung sowie Lebens- und Alltagsbewältigung aktiv zu nutzen (Niesyto, 2010, S. 315). Zentrales Thema und Fragestellung dieses Buches ist, welche Bildungschancen in den Mediennutzungsmustern der Risikolerner stecken. Aus theoretischer Perspektive geht es um die Frage, wie und mit welchen Mustern sich Risikolerner Medien als Kulturgüter aneignen. Die pädagogische Leitfrage, die an den Gedanken der Bildung geknüpft ist, lautet, wie die Entwicklung und damit das Lernen der Risikolerner mit ihren Mediennutzungsmustern, also ihren Aneignungsmustern in Bezug auf Medien, verbunden ist. Die medienpädagogische Frage nach den Chancen für Medienbildung von Risikolernern fundiert auf der Theorie der Medienbildung und auf dem kulturtheoretischen Modell der Sozio-kulturellen Ökologie, wie sie von der London Mobile Learning Group (LMLG; www.londonmobilelearning.net) entwickelt wurde (Pachler, Bachmair, & Cook, 2010). Auf der Grundlage dieser Theorien verortet diese Arbeit die Gruppe der Risikolerner im Zusammenhang von Lebenswelt und Lebenslagen und ordnet diese spezifische Gruppe von Lernern mit Bezug auf individuelle, schulische und gesellschaftliche Risiken ein. Die Gender-Perspektive öffnet den Blick für bestimmte jungenspezifische Aneignungsmuster im Zusammenhang mit Medien und eröffnet im nächsten Schritt die Möglichkeit, Bildungschancen speziell für Jungen zu formulieren. Ein genderbezogener Entwicklungsprozess, der die Lebenswelt der Jungen betrifft, ist die Auflösung hegemonialer Männlichkeit und die Transformation hin zu multioptionalen und situierten Männlichkeiten, die es von Jungen auszubalancieren gilt. Die Sozialstrukturanalyse der Soziologie dient als methodischer Zugang, um Risikolerner systematisch zu identifizieren und um mithilfe der sozialen Segmentierung entsprechende Ergebnisse in Bezug auf Mediennutzung und Alltagsbewältigung zu formulieren. Diese medienpädagogische Forschung ist eine Rekonstruktion der Mediennutzung über die Spuren der Artikulation und Aneignung, wie sie in den Konsumdaten repräsentiert sind, mit dem Ziel, die Aneignungsprozesse und die darin inhärenten Bildungschancen sichtbar zu machen. Risikolerner sind in der Perspektive gesellschaftlicher und alltagsästhetischer Strukturen ein eher hedonistischer, widerständiger Lifestyle, geprägt von sozialer Benachteiligung und von aktivem Risikoverhalten sowie von einer Mediennutzung, die schulischen Aneignungsformen eher entgegengesetzt ist. Die zentralen Ergebnisse und damit Chancen für Medienbildung der Risikolerner entstehen in drei Bereichen der Mediennutzungsmuster: im Downloaden, Speichern und Tauschen vielfältiger Formate; im (mobilen) Gaming; sowie im vielfältigen Produzieren und Verarbeiten von auditivem und visuellem Material. Mit diesen Mustern sind drei bedeutsame Bildungschancen verknüpft: durch Risikolerner generierte alternative Räume der Medienbildung, die strukturell entgegen der Lernwelt Schule ausgerichtet sind; das kommunikative Organisieren des Alltags und der Mediennutzung; sowie das Generieren von digitalen Sammlungen und Archiven als persönlicher Besitz.
Resumo:
Der Startabschnitt im Schwimmen stellt insbesondere in den Sprintwettbewerben über 50m und 100m eine leistungsdeterminierende Größe dar. Gerade in den letzten Jahren ist das Aufkommen von neuen Starttechniken, die zu einer Optimierung der Startleistung führen sollen, zu beobachten. Ziel der Dissertation ist es, anhand einer kinematischen und dynamischen Analyse des Starts, Aussagen über die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Leistung zu treffen. Hierzu wird eine biomechanische Analyse von Grab- und Trackstarts unter Einbeziehung der Eintauch- und Übergangsphase durchgeführt. Für die Entwicklung von Trainingsempfehlungen sind solche Zusammenhangsanalysen unerlässlich. Im theoretischen Teil der Dissertation wird die morphologische Phasenstruktur der Startbewegung im Schwimmen thematisiert. Hierbei werden unterschiedliche Modelle vorgestellt und miteinander verglichen. Durch den Vergleich der publizierten Studien zum Schwimmstart können sowohl Aussagen zu den leistungsrelevanten kinematischen und den dynamischen Kennwerten der Startbewegung zusammengefasst werden als auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Untersuchungs-methodik aufdeckt und in Relation zu der eigenen Studie gestellt werden. Im methodischen Teil wird sich zunächst mit Problemfeldern in der Datenerhebung (Berechnung der Linsenfehler und der Genauigkeit bei der Bestimmung unterschiedlicher Erhebungsmethoden der Abfluggeschwindigkeit) auseinander gesetzt. Weiterhin wird eine Methodenbeschreibung des eingesetzten ABKuS-Verfahrens beschrieben. Hierbei handelt es sich um ein selbstentwickeltes Berechnungsverfahren zur Bestimmung von Körpersegmentkoordinaten unter unscharfen Sichtbedingungen. Widrige Aufnahmebedingungen stellen insbesondere für markerlose kinematische Analysen ein Problem dar. Dies gilt insbesondere für den Eintauchvorgang beim Schwimmstart, da hier durch das Mitreißen von Luftteilchen erhebliche Sichtbehinderungen auftreten. Aus diesem Grund gibt es bisher für solche markerlosen Analysen noch keine etablierten Verfahren gibt. Für die eigentliche Hauptuntersuchung konnte eine leistungsstarke Probandenstichprobe gewonnen werden. Gegenstand der zentralen Messung war der Startsprung, den die Probanden innerhalb eines Sprinttests über 25m bzw. 50m durchführten. Die Bodenreaktionskräfte werden dabei durch den mobilen Messstartblock erhoben. Gleichzeitig werden die Blockaktionen und die Flugphase durch eine digitale Kamera und die Eintauschbewegung durch eine zweite Kamera in einem Unterwassergehäuse aufgezeichnet. Die so ermittelten umfangreichen Daten gehen in die weiteren statistischen Analysen ein. Wesentlich für die statistischen Analysen ist die Einteilung der Schwimmer und Schwimmerinnen hinsichtlich ihrer Starttechnik. Bei der Startbewegung wurde zunächst zwischen einem Track- und einem Grabstart unterschieden. Weiter wurde dann eine Einteilung des Trackstarts hinsichtlich der Ausgangsposition vorgenommen. Ausgehend von dieser Einteilung wurde der Einfluss der Starttechnik auf die Kennwerte des Startverhaltens analysiert. Die Verlaufskurven der Bodenreaktionskräfte wurden mit einer Hauptkomponentenanalyse (PCA) hinsichtlich der funktionellen und zufälligen Variation in den zeitabhängigen, koordinativen Mustern analysiert. Durch eine Clusteranalyse konnten unterschiedliche Kraftverläufe in der Anschwung- und Absprungphase identifiziert werden. Zur Bestimmung der relevanten Einflussfaktoren in der Eintauchphase wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit einer rotierten Komponentenmatrix durchgeführt. Darüberhinaus wurden mittels einer Clusteranalyse unterschiedliche Eintauchstrategien aufgedeckt. Die komplexen Zusammenhänge des Startverhaltens wurden auf Basis theoretisch abgeleiteter Erklärungsmodelle überprüft. Hierbei kamen Strukturgleichungsmodelle zum Einsatz. Die Diskussion beinhaltet das Aufzeigen von Unterschieden bzw. die Erweiterung des Wissensstandes auf Basis der Forschungsergebnisse im Vergleich zu international anerkannten Forschungsarbeiten. Dabei wird auf die besondere Bedeutung der Eintauchphase, der in der bisherigen Forschung wenig Beachtung geschenkt wurde, hingewiesen.
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Der Startabschnitt im Schwimmen stellt insbesondere in den Sprintwettbewerben über 50m und 100m eine leistungsdeterminierende Größe dar. Gerade in den letzten Jahren ist das Aufkommen von neuen Starttechniken, die zu einer Optimierung der Startleistung führen sollen, zu beobachten. Ziel der Dissertation ist es, anhand einer kinematischen und dynamischen Analyse des Starts, Aussagen über die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Leistung zu treffen. Hierzu wird eine biomechanische Analyse von Grab- und Trackstarts unter Einbeziehung der Eintauch- und Übergangsphase durchgeführt. Für die Entwicklung von Trainingsempfehlungen sind solche Zusammenhangsanalysen unerlässlich. Im theoretischen Teil der Dissertation wird die morphologische Phasenstruktur der Startbewegung im Schwimmen thematisiert. Hierbei werden unterschiedliche Modelle vorgestellt und miteinander verglichen. Durch den Vergleich der publizierten Studien zum Schwimmstart können sowohl Aussagen zu den leistungsrelevanten kinematischen und den dynamischen Kennwerten der Startbewegung zusammengefasst werden als auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Untersuchungs-methodik aufdeckt und in Relation zu der eigenen Studie gestellt werden. Im methodischen Teil wird sich zunächst mit Problemfeldern in der Datenerhebung (Berechnung der Linsenfehler und der Genauigkeit bei der Bestimmung unterschiedlicher Erhebungsmethoden der Abfluggeschwindigkeit) auseinander gesetzt. Weiterhin wird eine Methodenbeschreibung des eingesetzten ABKuS-Verfahrens beschrieben. Hierbei handelt es sich um ein selbstentwickeltes Berechnungsverfahren zur Bestimmung von Körpersegmentkoordinaten unter unscharfen Sichtbedingungen. Widrige Aufnahmebedingungen stellen insbesondere für markerlose kinematische Analysen ein Problem dar. Dies gilt insbesondere für den Eintauchvorgang beim Schwimmstart, da hier durch das Mitreißen von Luftteilchen erhebliche Sichtbehinderungen auftreten. Aus diesem Grund gibt es bisher für solche markerlosen Analysen noch keine etablierten Verfahren gibt. Für die eigentliche Hauptuntersuchung konnte eine leistungsstarke Probandenstichprobe gewonnen werden. Gegenstand der zentralen Messung war der Startsprung, den die Probanden innerhalb eines Sprinttests über 25m bzw. 50m durchführten. Die Bodenreaktionskräfte werden dabei durch den mobilen Messstartblock erhoben. Gleichzeitig werden die Blockaktionen und die Flugphase durch eine digitale Kamera und die Eintauschbewegung durch eine zweite Kamera in einem Unterwassergehäuse aufgezeichnet. Die so ermittelten umfangreichen Daten gehen in die weiteren statistischen Analysen ein. Wesentlich für die statistischen Analysen ist die Einteilung der Schwimmer und Schwimmerinnen hinsichtlich ihrer Starttechnik. Bei der Startbewegung wurde zunächst zwischen einem Track- und einem Grabstart unterschieden. Weiter wurde dann eine Einteilung des Trackstarts hinsichtlich der Ausgangsposition vorgenommen. Ausgehend von dieser Einteilung wurde der Einfluss der Starttechnik auf die Kennwerte des Startverhaltens analysiert. Die Verlaufskurven der Bodenreaktionskräfte wurden mit einer Hauptkomponentenanalyse (PCA) hinsichtlich der funktionellen und zufälligen Variation in den zeitabhängigen, koordinativen Mustern analysiert. Durch eine Clusteranalyse konnten unterschiedliche Kraftverläufe in der Anschwung- und Absprungphase identifiziert werden. Zur Bestimmung der relevanten Einflussfaktoren in der Eintauchphase wurde eine Hauptkomponentenanalyse mit einer rotierten Komponentenmatrix durchgeführt. Darüberhinaus wurden mittels einer Clusteranalyse unterschiedliche Eintauchstrategien aufgedeckt. Die komplexen Zusammenhänge des Startverhaltens wurden auf Basis theoretisch abgeleiteter Erklärungsmodelle überprüft. Hierbei kamen Strukturgleichungsmodelle zum Einsatz. Die Diskussion beinhaltet das Aufzeigen von Unterschieden bzw. die Erweiterung des Wissensstandes auf Basis der Forschungsergebnisse im Vergleich zu international anerkannten Forschungsarbeiten. Dabei wird auf die besondere Bedeutung der Eintauchphase, der in der bisherigen Forschung wenig Beachtung geschenkt wurde, hingewiesen.
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Vor dem Hintergund der Integration des wissensbasierten Managementsystems Precision Farming in den Ökologischen Landbau wurde die Umsetzung bestehender sowie neu zu entwickelnder Strategien evaluiert und diskutiert. Mit Blick auf eine im Precision Farming maßgebende kosteneffiziente Ertragserfassung der im Ökologischen Landbau flächenrelevanten Leguminosen-Grasgemenge wurden in zwei weiteren Beiträgen die Schätzgüten von Ultraschall- und Spektralsensorik in singulärer und kombinierter Anwendung analysiert. Das Ziel des Precision Farming, ein angepasstes Management bezogen auf die flächeninterne Variabilität der Standorte umzusetzen, und damit einer Reduzierung von Betriebsmitteln, Energie, Arbeit und Umwelteffekten bei gleichzeitiger Effektivitätssteigerung und einer ökonomischen Optimierung zu erreichen, deckt sich mit wesentlichen Bestrebungen im Ökogischen Landbau. Es sind vorrangig Maßnahmen zur Erfassung der Variabilität von Standortfaktoren wie Geländerelief, Bodenbeprobung und scheinbare elektrische Leitfähigkeit sowie der Ertragserfassung über Mähdrescher, die direkt im Ökologischen Landbau Anwendung finden können. Dagegen sind dynamisch angepasste Applikationen zur Düngung, im Pflanzenschutz und zur Beseitigung von Unkräutern aufgrund komplexer Interaktionen und eines eher passiven Charakters dieser Maßnahmen im Ökologischen Landbau nur bei Veränderung der Applikationsmodelle und unter Einbindung weiterer dynamischer Daten umsetzbar. Beispiele hiefür sind einzubeziehende Mineralisierungsprozesse im Boden und organischem Dünger bei der Düngemengenberechnung, schwer ortsspezifisch zuzuordnende präventive Maßnamen im Pflanzenschutz sowie Einflüsse auf bodenmikrobiologische Prozesse bei Hack- oder Striegelgängen. Die indirekten Regulationsmechanismen des Ökologischen Landbaus begrenzen daher die bisher eher auf eine direkte Wirkung ausgelegten dynamisch angepassten Applikationen des konventionellen Precision Farming. Ergänzend sind innovative neue Strategien denkbar, von denen die qualitätsbezogene Ernte, der Einsatz hochsensibler Sensoren zur Früherkennung von Pflanzenkrankheiten oder die gezielte teilflächen- und naturschutzorientierte Bewirtschaftung exemplarisch in der Arbeit vorgestellt werden. Für die häufig große Flächenanteile umfassenden Leguminosen-Grasgemenge wurden für eine kostengünstige und flexibel einsetzbare Ertragserfassung die Ultraschalldistanzmessung zur Charakterisierung der Bestandeshöhe sowie verschiedene spektrale Vegetationsindices als Schätzindikatoren analysiert. Die Vegetationsindices wurden aus hyperspektralen Daten nach publizierten Gleichungen errechnet sowie als „Normalized Difference Spectral Index“ (NDSI) stufenweise aus allen möglichen Wellenlängenkombinationen ermittelt. Die Analyse erfolgte für Ultraschall und Vegetationsindices in alleiniger und in kombinierter Anwendung, um mögliche kompensatorische Effekte zu nutzen. In alleiniger Anwendung erreichte die Ultraschallbestandeshöhe durchweg bessere Schätzgüten, als alle einzelnen Vegetationsindices. Bei den letztgenannten erreichten insbesondere auf Wasserabsorptionsbanden basierende Vegetationsindices eine höhere Schätzgenauigkeit als traditionelle Rot/Infrarot-Indices. Die Kombination beider Sensorda-ten ließ eine weitere Steigerung der Schätzgüte erkennen, insbesondere bei bestandesspezifischer Kalibration. Hierbei kompensieren die Vegetationsindices Fehlschätzungen der Höhenmessung bei diskontinuierlichen Bestandesdichtenänderungen entlang des Höhengradienten, wie sie beim Ährenschieben oder durch einzelne hochwachsende Arten verursacht werden. Die Kombination der Ultraschallbestandeshöhe mit Vegetationsindices weist das Potential zur Entwicklung kostengünstiger Ertragssensoren für Leguminosen-Grasgemenge auf. Weitere Untersuchungen mit hyperspektralen Vegetationsindices anderer Berechnungstrukturen sowie die Einbindung von mehr als zwei Wellenlängen sind hinsichtlich der Entwicklung höherer Schätzgüten notwendig. Ebenso gilt es, Kalibrierungen und Validationen der Sensorkombination im artenreichen Grasland durchzuführen. Die Ertragserfassung in den Leguminosen-Grasgemengen stellt einen wichtigen Beitrag zur Erstellung einer Ertragshistorie in den vielfältigen Fruchtfolgen des Ökologischen Landbaus dar und ermöglicht eine verbesserte Einschätzung von Produktionspotenzialen und Defizitarealen für ein standortangepasstes Management.