688 resultados para Frühen Neuzeit


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Biographische Narrative gehören in der Neuzeit zum festen Erzählinventar und werden gerade im Realismus häufig eingesetzt. Im „Schimmelreiter“ (1888) inszeniert Storm ein raffiniertes Spiel mit biographischen Mustern. In traditionellen Lesarten erscheint Hauke Haiens Lebensweg entweder durch den Aberglauben oder die freie Vernunft und Tatkraft bestimmt. Weiß man, dass Storm aufmerksam den wissenschaftlichen Wandel des Menschenbildes im 19. Jahrhundert verfolgt hat, liegt eine dritte biographische Deutung nahe: Der Deichgraf trägt psychopathische Züge eines Neurasthenikers, der sich verbissen auf die Rolle des Aufklärers konzentriert und deshalb die Grenzen seiner eigenen Natur nicht richtig einzuschätzen vermag.

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Die traverse lancierte im Jahr 2010 eine Reihe von vier historiographischen Sonderheften. Nach der Wirtschaftsgeschichte (1/2010), der Sozialgeschichte (1/2011) und der Kulturgeschichte (1/2012) wird die Reihe mit einem Heft zur Politikgeschichte (1/2013) abgeschlossen. In 14 Artikeln werden Themen aus dem Mittelalter, der Neuzeit, der Sattelzeit und der Zeitgeschichte aufgenommen. Die Beiträge bieten Forschungsüberblicke zur Geschichte der Parteien und der politischen Bewegungen, der Militärgeschichte, der Rechtsgeschichte, der staatsbürgerlichen Rechte und der Staatsbürgerschaft, den auswärtigen Beziehungen, der Neutralität, der schweizerischen Mitarbeit in internationalen Organisationen, des Service Publics, des Parlamentes und der Verfassung, der Religionsgeschichte und des Säkularismus, der Umwelt und zur Konstruktion von Geschichte und nationaler Indentität. Zusätzlich werden die beiden Arbeitsinstrumente Diplomatische Dokumente der Schweiz und das Jahrbuch Schweizerische Politik (L'Année politique suisse) vorgestellt und am Beispiel des Bergier-Berichts wird die politische Instrumentalisierung der Geschichte diskutiert.

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Aus der Lebensverlaufsperspektive wird Bildung als eine der wichtigsten Ursachenletten für sozial bedingte Ungleichheit von Lebenszeiten untersucht. Zum einen ist die Einführung der Schulpflicht mitverantwortlich für die Abnahme der Mortalitätsrisiken im frühen Lebenslauf. Zum anderen haben Humankapital, das über Ausbildung und Erwerbstätigkeit angeeignet wird, und das im Sozialisationsprozess vermittelte kulturelle Kapital zur Verschiebung von Mortalitätsrisiken ins höhere Alter beigetragen. Für die empirische Analyse werden Längsschnittdaten des Sozio-ökonomischen Panels und der deutschen Lebensverlaufsstudie verwendet. Mit einem Kohortenansatz und Verfahren der Ereignisanalyse wird für den Zeitraum von 1871 bis 1989 bei Kontrolle anderer sozialer Determinanten, insbesondere von sozialer Schicht, der Zusammenhand von Bildungsungleichheit und sozial ungleicher Lebensdauer beigetragen. Andererseits ist die Persistenz von intergenerationaler Bildungsvererbung und Ungleichheit von Bildungschancen mitverantwortlich für die Streuung von Lebenserwartung nach sozialen Schichten und Klassen.

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In der vorliegenden Studie wird der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen Einkommensverluste und Armut auf den Bildungserfolg von ostdeutschen Jugendlichen haben. Aus einer lebensverlaufs- und handlungstheoretischen Perspektive wird ein dynamisches Mehrebenen-Modell entwickelt, um die Bedingungen und Kontexteffekte für rationale Bildungsentscheidungen aufzuzeigen. Demnach führt sozio-ökonomische Deprivation zu suboptimalen, risikoaversen Entscheidungen zugunsten kürzerer Schullaufbahnen und frühen Schulabschlüssen. Eltern mit einer ausreichenden Ausstattung mit ökonomischen und nicht-ökonomischen Ressourcen können jedoch ungünstige Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Armut verarbeiten und ihre Präferenzen für maximale Humankapitalinvestitionen aufrechterhalten. Für die empirischen Analysen werden Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) herangezogen. Es bestätigte sich, daß ökonomisch benachteiligte, insbesondere arme Schüler auch beim Bildungserfolg benachteiligt sind. Familien können ökonomisch bedingte Nachteile in der Bildungskarriere ihrer Kinder teilweise durch die Mobilisierung ihres kulturellen und sozialen Kapitals ausgleichen. In Ostdeutschland bestehen Tendenzen für eine intergenerationale Transmission von Arbeitslosigkeits- und Armutsrisiken infolge mißlungener Schulausbildung von deprivierten Kindern und Jugendlichen.

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How did Islam survive in the Soviet Union, and how did it develop since 1991? In four case studies and four longitudinal surveys, senior specialists from the area and two German junior scholars discuss the transformations of Islam in Tatarstan, Azerbaijan, Daghestan, Uzbekistan and Tajikistan. Several chapters analyze the Bolsheviks’ attack on Islam since the 1920s. Altay Göyüşov and Il’nur Minnullin demonstrate how the Soviets first attempted to draw some groups of Muslim scholars and intellectuals to their side, in Azerbaijan and Tatarstan, respectively. In the early 1930s collectivization and outright state terror made a complete end to the Islamic infrastructure, including mosques and pious foundations, Muslim village courts (as shown by Vladimir Bobrovnikov for Dagestan), Islamic educational institutions (as documented by Aširbek Muminov for Uzbekistan), as well as the Muslim press (analyzed by Dilyara Usmanova for Tatarstan); also Sufi brotherhoods became a main target of violent repression (Šamil‘ Šixaliev, for Dagestan). Repression was followed by the establishment of a modus vivendi between state and religion in the post-war period (Muminov, Bobrovnikov, Šixaliev), and by the instrumentalization of religion for patriotic purposes in the post-Soviet Caucasus and Central Asia (Christine Hunner-Kreisel, Manja Stephan, both based on fieldwork). By the early 2000s Islam was almost everywhere back under full state control; the leading role of the state for defining „good“ and „bad“ Islam is largely taken for granted. While similar forms of state pressure in all regions thus allow us to draw an overall picture of how Islamic traditions were repressed and reanimated, the „archival revolution“ of the early 1990s provides fascinating insights into the specific developments in the individual regions, and into the adaptation strategies of the Muslim scholars and intellectuals on the spot. Still, the Soviet heritage is still very palpable; also the attempts to leapfrog the Soviet period and to link up again with the individual local Islamic traditions from before 1917, and even the negation of the Soviet experience in the form of embracing Islamic trends from abroad, are often still couched in largely Soviet mental frameworks.

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Schon lange schlägt die Region um den See Gennesaret die Menschen in ihren Bann. Zahlreiche Touristen und Pilger besuchen die Region in jedem Jahr, und seit Beginn der wissenschaftlichen Erforschung Palästinas haben unterschiedliche Expeditionen viele neue Erkenntnisse über die Kultur und Geschichte dieses für Judentum wie Christentum so bedeutsamen Landstrichs erbracht. Der Vortrag beleuchtet die Vorgeschichte dieser bedeutenden Kulturlandschaft am Beispiel der antiken Stadt Kinneret, die in ägyptischen Quellen mehrfach, in der Bibel jedoch nur einmal (Josua 19:35) erwähnt wird. Die Ortslage wurde von 2003 bis 2008 im Rahmen des internationalen «Kinneret Regional Project» unter leitender Beteiligung der Universität Bern in einer ersten Phase untersucht. Die Publikation der Zwischenergebnisse ist derzeit in Vorbereitung. Der Ruinenhügel von Kinneret (hebr. Tel Kinrot, arab. Tell el-‘Orēme) liegt am Nordwestufer des Sees Gennesaret. Die Fundstätte weist eine – freilich nicht kontinuierliche – Besiedlung von der Jungsteinzeit bis in die osmanische Zeit auf. Im Fokus der Berner Forschung lag bisher vor allem die Untersuchung der Siedlungsschichten der Frühen Eisenzeit (ca. 1100 bis 950 v.u.Z.). Während dieser Epoche dominierte die Stadt Kinneret die Region um den See. Der Ort verfügte damals – im Gegensatz zu vielen anderen, zeitgenössischen Siedlungen in der Grossregion – über eine imposante Wehranlage, zentral geplante Straßenzüge und eine eindrückliche Wohnbebauung, die mehreren Tausend Einwohnern Platz bot. Zahlreiche Funde belegen intensive, transregionale Handels- und Kulturkontakte, die von Ägypten über Philistäa, Phönizien und Zypern bis nach Nordsyrien reichten. Aufgrund des ungewöhnlich guten Erhaltungszustandes der überaus reichen materiellen Kultur ermöglicht die Untersuchung des antiken Kinneret einen einzigartigen Einblick in die sozio-kulturellen Strukturen eines urbanen Zentrums zur Zeit der ersten Könige Israels und Judas am Anfang des 1. Jahrtausends v.u.Z. Informationen zum «Kinneret Regional Project» finden Sie unter: www.kinneret-excavations.org

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In der Vergangenheit ist vielfach behauptet worden, dass die Hebräische Bibel und die Historien Herodots in ganz verschiedene literarische bzw. konzeptionelle Kategorien gehören. Ein Textvergleich soll klären, ob diese These haltbar ist. Der Tagungsbeitrag gibt Einblick in grundsätzliche Überlegungen im Zuge der Präzisierung des methodischen Zugriffs und der Fragestellung. Es werden zunächst kurz verschiedene Begründungen für die Verneinung von Historiographie im Tanach beleuchtet (Christian Meier, Erhard Blum, Philip Davies) und dann kurz die Schwierigkeiten bei der Definition von antiker Geschichtsschreibung dargestellt, die im Ergebnis für das Offenhalten von Kategorien- und Genregrenzen sprechen. Möglicherweise kann beim Umgang mit dieser etwas diffusen Situation die Kategorienbildung in der Prototypensemantik helfen. Ausgehend von einer Liste von Elementen, die nicht als ‚KO-Kriterien‘ für antike Geschichtsschreibung in Frage kommen wird kurz erläutert, warum Geschichtsschreibung und mythisches Erzählen in frühen historiographischen Texten miteinander kompatibel sind. Kurze Beispiele zeigen, dass Herodots Verhältnis zu mythischen und religiösen Vorstellungen keineswegs einheitlich ist, und dass diese Tradition einen der Bezugsrahmen seines Werks ausmacht. Diese Einsichten schlagen sich in den methodischen Überlegungen nieder. Ein wichtiger Ausgangspunkt ist hier die Annahme der Andersartigkeit der antiken Historiographie und ihrer Auffassung von der Arbeit und Aufgabe eines Historikers. In der Forschung sind zu meinem oder ähnlichen Themen verschiedene methodische Ansätze gewählt worden; so das Ausgehen von modernen oder antiken Geschichts- bzw. Literaturtheorien oder die Rekonstruktion des Umgangs der Autoren mit ihren Quellen. Demgegenüber bietet eine literaturwissenschaftlich-vergleichende Erzähltextanalyse gewisse Vorteile. Damit die Auswahl der Vergleichshinsichten nicht willkürlich erfolgt, brauchen komparatistische Textanalysen trotzdem ein theoretisches Konzept oder zumindest einen übergeordneten Leitgedanken. Hier scheint mir das Herausarbeiten der jeweils spezifischen ‚historischen Wahrheit‘ der Texte fruchtbar zu sein.

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In den Jahren des Zweiten Weltkriegs wurden in der Schweiz im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsprogrammen des Bundes unter anderem Kampagnen unter den Titeln «Altstadtsanierung», «Hotelsanierung» und «Bergdorfsanierung» durchgeführt, wie auch eine Planungsstelle beim Heimatschutz eingerichtet wurde. Gemeinsam war den Programmen, dass sie auf die Pflege – und das hiess: Überformung – von Stadt- und Landschaftsbild nach Massgabe traditionalistischer und regionalistischer Architekturvorstellungen zielten. Damit trugen sie dazu bei, eine Sanierungs- und Restaurierungspraxis zu etablieren, wie sie seit dem frühen 20. Jahrhundert von der Heimatschutzbewegung propagiert worden war und die gebaute Umwelt der Schweiz bis heute mitprägt. Der Aufsatz verortet die Arbeitsbeschaffungskampagnen in ihrem zeitgenössischen politischen Kontext, indem aufgezeigt wird, wie sich der Rekurs auf das traditionelle Stadt- und Landschaftsbild in das identitätspolitische Programm der sogenannten Geistigen Landesverteidigung fügte.

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Einführende Worte und Vorstellung des Inhabers der Wolfgang-Stammler-Gastprofessur für Germanistische Philologie der Universität Freiburg 2013, Prof. Dr. Hans-Werner Goetz, am 1. Oktober 2012

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Albrecht von Haller sah die Nützlichkeit des Reisens respektive der Reiseberichte einerseits in der Menschenbildung mittels Horizonterweiterung und andererseits im Vergleich und im Transfer regionaler Formen der Naturaneignung. In diesen beiden Dimensionen bewegte sich Hallers vielfältige Mittlertätigkeit, namentlich als Dichter der Alpen, als Schlüsselfigur im sich globalisierenden Pflanzentransfer sowie als Rezensent von Reiseberichten und Landesbeschreibungen. Seit seiner ersten Alpenreise vereinte er in seiner Person den idealisierenden Blick auf die fremde Kultur mit dem wissenschaftlichen Forscherdrang nach der unbekannten Natur. Gerade beim Transfer von Kulturpflanzen waren Natur und Kultur eng miteinander verknüpft, ging es doch nicht nur um den Austausch von Samen, Wurzeln und Setzlingen, sondern ebenso um Praktiken und Wissensbestände der regionalen Kultur und Ökonomie