Wilhelm Diltheys gesammelte Schriften.

Editions vary.

Gesammelte Schriften /

Vol. 18- : "Von Band XVIII an besorgt von Karlfried Gründer und Frithjof Rodi."

Utopien, Epiphanien und Melancholie:Der Norden als Erfahrungs- und Imaginationsraum in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

Die lange zu bemerkende „markante Absenz der nordischen Hemisphäre als literarischer Raum“ (Uwe Schütte) in der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur hat in den letzten Jahren ein Ende gefunden. In Texten so unterschiedlicher Autoren wie Sybille Berg, Klaus Böldl, Melitta Breznik, Judith Hermann, Peter Stamm und Antje Ravic Strubel wird vermehrt der (skandinavische) Norden als literarischer Schauplatz in Form eines schriftstellerischen Imaginationsraums utopischer Qualität gestaltet. Allen Texten ist dabei gemein, dass der Norden als bewusst aufgesuchte Peripherie aufgefasst wird, die im Gegensatz zum mitteleuropäischen Zentrum steht. In der postmodernen Welt der Globalisierung, die sich mit Baudrillard als eine die Wirklichkeit usurpierende Simulation begreifen lässt, bietet der Norden den typischerweise mit melancholischen Zügen gezeichneten, an Entfremdung von ihrer Umwelt leidenden Figuren als Ort räumlicher Extremität die zugleich reale und befremdende Erfahrung einer Natur der Extreme, die trotz der zunehmenden Homogenisierung der vernetzten Welt Fortbestand hat und die den auch im Norden anzutreffenden bedeutungsleeren „Nicht-Orten“ (Marc Augé) der modernen Transitgesellschaft ein Erlebnis von Sinnhaftigkeit und Ursprünglichkeit gegenüber stellt. Obwohl (besonders bei Judith Hermann) Zweifel geübt werden an der Zugänglichkeit und emotionalen Wirksamkeit dieser Naturphänomene, besitzen sie dennoch das Potenzial bei den auf der Suche nach ihrer Identität und nach Selbsterfahrung befindlichen Figuren Erlebnisse von Epiphanien auszulösen. Lässt sich in einigen der Texte (besonders bei Peter Stamm) eine Auflösung der geographischen Umgebung ins Unbestimmte bzw. (bei Judith Hermann) eine bewusste Verfremdung skandinavischer Topographie verzeichnen, so werden bei Antje Ravic Strubel gar die Zuschreibungen von Geschlecht und gender vor nördlicher Kulisse aufgebrochen und es entsteht im Norden sowohl ein Freiraum geschlechtlicher Performanz (Judith Butler) als auch ein allgemeiner Projektionsraum für mögliche Lebensentwürfe – und für eine Aufarbeitung der deutschen Geschichte in Skandinavien, die noch deutlicher bei Melitta Breznik anklingt und den Norden auch als Chronotopos und postkolonialen Raum identifiziert. Ausgehend von diesen grundlegenden Merkmalen der Texte geht dieser Beitrag der Frage nach, wie vor dem Hintergrund des viel beschworenen spatial turn neue Perspektiven auf die aktuelle intensive literarische Auseinandersetzung mit dem Norden als konkreter Ort geographischer Realität und als räumliche Metapher mit epistemologischer Aufladung zu gewinnen sind.

Schulwege in den beiden deutschen Staaten. Kinder- und Jugendkulturen zwischen Elternhaus und Schule

Der Schulweg ist ein Intermedium zwischen dem Zuhause und der Schule. Hier findet die Transformation vom Kind bzw. Jugendlichen zum Schüler oder Schülerin statt. Auf diesem Weg bilden sich einzigartige Kinder- und Jugendkulturen. Gerade diese „space-time“ fand in der erziehungswissenschaftlichen Forschung bisher kaum Beachtung. Denn Untersuchungen zum Schulweg befassen sich oftmals mit dem Weg als physikalische Größe oder Fragen aus psychologischer Perspektive nach Problemen wie Angstzuständen. Hintergrund ist dabei immer, den Schulweg für die Kinder angenehmer und schöner zu gestalten. Nicht beachtet wird, dass er von den Erwachsenen in der Regel nicht kontrolliert wird. Die vorliegende Studie blickt aus historischer Perspektive auf Schulwege in den beiden deutschen Staaten der 1970er Jahren. Es wird herausgearbeitet, wie sich Kinder- und Jugendkulturen in der Bundesrepublik und in der DDR auf Schulwegen konstituiert haben. (DIPF/Orig.)

Literarische Sozialisation. Wie kann das Lesen von Geschichten zur Persoenlichkeitsentwicklung beitragen?

Ausgehend von einer Differenzierung des Konzeptes „literarische Sozialisation" zeigt der Aufsatz die Entwicklungsbedeutsamkeit des Umgehens mit fiktionalen Texten anhand der Sozialisations-„Produkte" Imaginationsfähigkeit und emotionale Schemata auf. Das Umgehen mit fiktionalen Gechichten kann beitragen zur Entstehung einer imaginativen, entwerfenden Haltung, zur Entwicklung von Empathie, Phantasie, Ich-Beteiligung sowie zur Erprobung eigener Welt- und Selbstentwürfe. Erlebnis- und Denkformen werden erweitert, vertieft und flexibilisiert, und zwar auch in kulturspezifischer und gesellschaftlich erwünschter Weise. Geschichten vermitteln kulturelle Gefühlsschablonen, in denen sich allgemeine Werthierarchien, Sinnentwürfe und normative Erwartungen ausdrücken. (DIPF/Orig.)

Die renaissance der fachwerkbrücke

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Fachwerkbrücke in Westeuropa über drei Jahr­zehnte lang quasi von der Bildfli:iche verschwunden. Erst Mitte der 1980er Jahre wird sie dank zweier Ansatze, die auf verschiedenen technischen Entwicklungen beruhen, wieder­entdeckt. In Deutschland findet die Fachwerkbrücke im Verbundbrückenbau im Bereich des Hochgeschwindigkeitseisenbahnbaus erneut Verwendung. In Frankreich erfolgt die Annaherung an die Fachwerkbrücke über die Weiterentwicklung der Betonquerschnitte mit aulsen liegender Vorspannung und Gewichtseinsparungen in den Tragwerksstegen. Angeregt durch die Veroffentlichung von Artikeln über herausragende Bauten breitet sich das Fachwerk in den 1990er Jahren in ganz Europa aus. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kommt das Raumfachwerk mit hohlem Brückenquerschnitt auf, das die Moglichkeit bietet, den Querschnitt zu begehen bzw. zu befahren, und so die Durchdringung der statischen Konstruktion beim Überqueren der Brücke zu einem Erlebnis zu machen. Das Fachwerk ist zur Überbrückung grolser Spannweiten und für Experimente mit neuen Querschnitten bestens geeignet und bietet neue Moglichkeiten hinsichtlich Gestalt und Ausdruck.

What public experience may be - on publicity, communication and the expression of lived experiences

The idea of public experience is often invoked in different social and academic contexts. However, it seldom deserved a reflection that specifically sought to deepen its meaning from the point of view of social life. In this article we contribute to the understanding of the uniqueness of the public form of experience. We believe that one of the best ways through which we can observe the public experience is by the objectification, performance and dramatization of the culture, i.e., the “expression of lived experiences”. There is, in publicity, the possibility of simultaneous allocation of individual and collective experiences, and it is in this sense that we can see how culture influences the shaping of experience itself. Public experience is characterized by the weaving and intertwining of singular experiences that are pluralized and plural lived experiences that are singularized, in a process where individual and society interpenetrate. The relationship between experience and publicity arises from this symbolic communion contained in the systems of thought and action of societies. The decisive role of the principle of publicity to experience consists, according with the hypothesis we wish to put forward, in making available and communicating the social world of symbolic (cultural) activity. Public experience is, then, envisaged as the experience of a common world where both singular and plural definitions of the individual (taken as society) converge through lived experiences and, particularly, through their expression, which can take different symbolic forms.

A experiência e a vivência – proposta de uma teoria modular da comunicação

Tendo como ponto de partida as meditações de Walter Benjamin em torno da experiência e da modernidade, propomo-nos refletir sobre as relações entre comunicação, experiência e vivência. Se, por um lado, o ensaísta alemão perceciona a vivência enquanto empobrecimento da experiência, por outro lado, discute-se, é a captura dessas vivências que pode justamente conduzir-nos à experiência. Esta ideia é desenvolvida e aplicada à comunicação. Argumenta-se que Experiência (Erfhärung) e Vivência (Erlebnis) não são apenas duas qualidades experienciais concomitantes como também a contemporânea midiatização se baseia na própria comunicabilidade das Vivências contribuindo, deste modo, para que estas tenham um papel fundamental no processo de constituição da Experiência.

Experiência e comunicação em Walter Benjamin

É tendo em conta a dimensão de experimentação, de exposição ao mundo e ao outro, que a experiência se torna uma conceito que se insere num paradigma comunicacional. Se a experiência for tida como um encontro com o mundo, então ela é necessariamente perspectivada em conjugação com a comunicação uma vez que é a ela que devemos a possibilidade de partilhar, adoptar (e ultrapassar) as fronteiras ou os quadros de sentido que fundam a experiência.Nas sociedades contemporâneas, uma parte substancial do movimento comunicativo é realizado de forma mediatizada. Como entender, então, o efeito da mediatização da comunicação ao nível da experiência? Tendo como ponto de partida as meditações de Walter Benjaminem torno da Erfahrung e da Erlebnis, expostas fragmentariamente ao longo da sua obra, e da dicotomização entre uma experiência autêntica e uma experiência inautêntica, propomo-nos refletir sobre a comunicação e a sua mediatização. E procuramos pistas que nos elucidem em que medida a ubiquidade dos media afeta a riqueza da experiência comunicativa.

What public experience may be - on publicity, communication and the expression of lived experiences

The idea of public experience is often invoked in different social and academic contexts. However, it seldom deserved a reflection that specifically sought to deepen its meaning from the point of view of social life. In this article we contribute to the understanding of the uniqueness of the public form of experience. We believe that one of the best ways through which we can observe the public experience is by the objectification, performance and dramatization of the culture, i.e., the “expression of lived experiences”. There is, in publicity, the possibility of simultaneous allocation of individual and collective experiences, and it is in this sense that we can see how culture influences the shaping of experience itself. Public experience is characterized by the weaving and intertwining of singular experiences that are pluralized and plural lived experiences that are singularized, in a process where individual and society interpenetrate. The relationship between experience and publicity arises from this symbolic communion contained in the systems of thought and action of societies. The decisive role of the principle of publicity to experience consists, according with the hypothesis we wish to put forward, in making available and communicating the social world of symbolic (cultural) activity. Public experience is, then, envisaged as the experience of a common world where both singular and plural definitions of the individual (taken as society) converge through lived experiences and, particularly, through their expression, which can take different symbolic forms.

A experiência e a vivência – proposta de uma teoria modular da comunicação

Tendo como ponto de partida as meditações de Walter Benjamin em torno da experiência e da modernidade, propomo-nos refletir sobre as relações entre comunicação, experiência e vivência. Se, por um lado, o ensaísta alemão perceciona a vivência enquanto empobrecimento da experiência, por outro lado, discute-se, é a captura dessas vivências que pode justamente conduzir-nos à experiência. Esta ideia é desenvolvida e aplicada à comunicação. Argumenta-se que Experiência (Erfhärung) e Vivência (Erlebnis) não são apenas duas qualidades experienciais concomitantes como também a contemporânea midiatização se baseia na própria comunicabilidade das Vivências contribuindo, deste modo, para que estas tenham um papel fundamental no processo de constituição da Experiência.

Experiência e comunicação em Walter Benjamin

É tendo em conta a dimensão de experimentação, de exposição ao mundo e ao outro, que a experiência se torna uma conceito que se insere num paradigma comunicacional. Se a experiência for tida como um encontro com o mundo, então ela é necessariamente perspectivada em conjugação com a comunicação uma vez que é a ela que devemos a possibilidade de partilhar, adoptar (e ultrapassar) as fronteiras ou os quadros de sentido que fundam a experiência.Nas sociedades contemporâneas, uma parte substancial do movimento comunicativo é realizado de forma mediatizada. Como entender, então, o efeito da mediatização da comunicação ao nível da experiência? Tendo como ponto de partida as meditações de Walter Benjaminem torno da Erfahrung e da Erlebnis, expostas fragmentariamente ao longo da sua obra, e da dicotomização entre uma experiência autêntica e uma experiência inautêntica, propomo-nos refletir sobre a comunicação e a sua mediatização. E procuramos pistas que nos elucidem em que medida a ubiquidade dos media afeta a riqueza da experiência comunicativa.

The Worldhood of the Cinematic Image

A close analysis of the specifically cinematographic procedure in Akira Kurosawa’s ‘Dream’ Crows reveals it as an articulated and insightful philosophical statement, endowed with general relevance concerning ‘natural’ perception, phenomenological Erlebnis, mechanical image and aesthetic rapture. The antagonism between the Benjaminian lineage of a mechanical irreducibility of the cinematic image to anthropocentric categories, and the Cartesian tradition of a film-philosophy still relying on the equally irreducible structure of the intentional act, be it the one of a deeply embodied and enworlded counsciousness, in accounting for the essential structure of film and spectator (and their relation), i.e., the antagonism between the decentering primacy of the image and the self-centered primacy of perception, cannot be settled through a simple Phenomenological shift from occularcentric, intentional counsciousness to its embodyment ‘in-the-world’ as yet another carrier of intentionality. Still it remains to be explained what is it in the mechanical image that is able to so deeply affect the human flesh, and conversely, to what features in the human bodily experience is its mechanical other, the fascinating image, so successfuly adressing? It should be expected from the anti-Cartesianism of both the early and the late Merleau-Ponty the textual support for an approach to the essential condition of passivity in movie watching, that would be convergent with Benjamin. The Chapter ‘Le sentir’, in Phénoménologie de la perception, will offer us the proper guide to elucidate what we are already perceiving and conceiving in Kurosawa’s film, where the ex-static phenomenological body of the aesthetical contemplator ‘enters the frame’ like the Benjaminian surgeon enters the body and like the painter - and always already like our deepest level of ‘sensing’, previously to any act of cousciousness - ‘just looses himself in the scene before him’. The Polichinello secret of cinema watching is nonetheless too evident to be seen, and that is where Phenomenological description and reduction are still required.