440 resultados para Kultureller Wandel


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Zweifelsohne war und ist das Prinzip der Chancengleichheit eine Maxime für die Bildungspolitik und Gestaltung von Bildungssystemen (vgl. Müller 1998; Friedeburg 1992; Baumert 1991: 333). Diese Prämisse wird nicht zuletzt durch Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes, wonach niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf, inhaltlich vorgegeben. So lag ein Hauptteil der Zielsetzungen von Bildungsreformen seit den 1960er Jahren darin, die Rahmenbedingungen für den Bildungszugang in der Weise zu setzen, dass weder das strukturelle Angebot an Bildungsgelegenheiten noch sozialstrukturelle Eigenschaften von Schulkindern und ihres Elternhauses systematische Einflüsse auf den Bildungsweg und den Erwerb von Bildungszertifikaten haben (Friedeburg 1992). Mit dem Ausbau des Schul- und Hochschulwesens und den institutionellen Reformen seit den 1960er Jahren ist das Ziel auch größtenteils erreicht worden, dass neben institutionellen Barrieren auch ökonomische und geografische Barrieren beim Bildungszugang weitgehend an Bedeutung verloren haben (vgl. Müller 1998; Krais 1996). Bildungsdisparitäten nach sozialstrukturellen Merkmalen haben sich ebenfalls weitgehend abgeschwächt (Müller und Haun 1994). Insbesondere konnten Mädchen ihre Bildungsdefizite gegenüber den Jungen mehr als ausgleichen (Rodax und Rodax 1996; Rodax 1995), sodass nunmehr von einer Bildungsungleichheit zuungunsten von Jungen auszugehen ist (Diefenbach und Klein 2002; Becker und Nietfeld 1999; Becker 1998). Einige der beabsichtigten wie unbeabsichtigten Folgen dieser Reformbemühungen können am Wandel der Bildungsbeteiligung, insbesondere beim Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium, abgelesen werden (Köhler 1992).

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Wie die Armutsforschung belegt, sind Familien mit minderjährigen Kindern vergleichsweise hohen Armutsrisiken ausgesetzt. Vornehmlich in jüngster Zeit — in Westdeutschland seit den 80er-Jahren und in Ostdeutschland seit Anfang der 90er-Jahre — ist der Anteil der in Armut lebenden Familien gestiegen. Von Armut betroffen sind hauptsächlich solche Familien, in denen mindestens ein Elternteil arbeitslos ist, und Alleinerziehende, die wegen der Fürsorge für ihre minderjährigen Kinder nur eingeschränkt erwerbstätig sein können. Daher haben wir es in Deutschland mit einer wachsenden strukturellen Armut der Kinder aufgrund der Arbeitslosigkeit von Eltern und/oder defizitärer Einkommenslagen des Elternhauses zu tun. Immer mehr Kinder und Jugendliche machen einschneidende Erfahrungen mit den prekären Einkommenslagen ihrer Familien und den daraus resultierenden Folgen. Kinder werden „Opfer“ der ökonomischen Situation ihres Elternhauses und haben unter dieser Situation zu leiden. Neuere empirische Studien zeigen, dass eingeschränkte ökonomische Ressourcen nicht nur die Gestaltung des Alltags von Kindern, sondern langfristig auch deren persönliche Entwicklung und zukünftige Lebenschancen beeinträchtigen.

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Seit dem Zusammenbruch der DDR und ihrer Integration in das Institutionengefüge der Bundesrepublik ist vor allem die Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit ein gravierendes soziales Problem in Ostdeutschland (Buttler 1994). Ihre Persistenz hängt neben dem erzwungenen wirtschaftlichen und berufsstrukturellen Wandel und umfassenden Abbau von Arbeitsplätzen auch eng mit Schließungsprozessen auf dem Arbeitsmarkt zusammen, die in systematischer Weise bestimmte Gruppen von Erwerbspersonen benachteiligen (Mayer/Diewald/Solga 1996). Während in der DDR Arbeitslosigkeitsrisiken seit der späten Nachkriegszeit weitgehend unbekannt waren, liegt nunmehr für die noch nicht endgültig aus dem Erwerbsleben ausgeschiedenen Arbeitnehmer ein Großteil ihrer Anstrengungen im Berufsverlauf darin, nicht arbeitslos zu werden. Andererseits versuchen Arbeitslose trotz der ungünstigen Wirtschaftsentwicklung so rasch wie möglich in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Dies belegen sowohl die ungebrochen hohe Erwerbsorientierung ostdeutscher Männer und Frauen als auch die individuellen Weiterbildungsanstrengungen von Arbeitslosen.

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Im vorliegenden Beitrag wird die soziale Ungleichheit von Lebenserwartung in Deutschland untersucht. Es wird die These vertreten, daß der Wohlfahrtsstaat mit seinen institutionellen Vorgaben nicht nur zur Strukturierung von Lebensverläufen, sondern auch zur Verbesserung der individuellen Lebenserwartung beigetragen hat. Insbesondere die Durchsetzung der Schulpflicht und die Ausdehnung der Bildungsbeteiligung waren für diese demographische Entwicklung bedeutsam. Mit Hilfe von Längsschnittdaten des Sozio-ökonomischen Panels und der Lebensverlaufsstudie wurde gezeigt, daß sich die Lebensdauer von Männern und Frauen in der Generationenfolge erhöht hat. Während in der Bundesrepublik die Lebenszeiten zunahmen, verringerte sich in der DDR seit den 70er Jahren die Lebenserwartung. In Ostdeutschland hatten verheiratete Frauen geringere Mortalitätsrisiken als ledige Frauen. Wurden ostdeutsche Männer oder Frauen geschieden, stiegen ihre Sterbewahrscheinlichkeiten sprunghaft an. In der westdeutschen Population hatten insbesondere verwitwete Personen eine hohe Sterblichkeit. Bildung begünstigt die Lebensdauer. Mit zunehmendem Bildungsniveau sinkt das Risiko, vorzeitig zu sterben. Dieser Befund unterstreicht die Bedeutung des Wohlfahrtsstaates für Lebensverläufe und der Bildung als soziales und kulturelles Kapital.

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Die Studie untersucht Aufstiegschancen von Frauen im öffentlichen Dienst. Durch die Bildungsexpansion und Ausdehnung der Staatsbeschäftigung wurden qualifizierte und hochqualifizierte Berufsanfängerinnen im Staatsdienst übernommen. Ähnlich wie in der Privatwirtschaft wurden die Frauen dann aber auf Arbeitsplätze mit schlechteren Karrierechancen beschäftigt. Es zeigt sich, daß auch im öffentlichen Dienst Frauen ihre intensiven und extensiven Humankapitalinvestitionen nicht umsetzen können. Die empirische Untersuchung basiert auf der Befragung von 2171 Frauen der Geburtskohorten 1929-31, 1939-41, 1949-51. Primär- und Sekundärquellen wurden verwertet.

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Das politische System der Schweiz gilt mit seiner ausgebauten Konkordanz, der direkten Demokratie und seinen föderativen Strukturen in vielerlei Hinsicht sowohl als Vorzeige- als auch als Sonderfall einer funktionierenden Demokratie des 21. Jahrhunderts. Das vorliegende Lehrbuch behandelt die wichtigsten politischen Institutionen und Akteure des schweizerischen politischen Systems, setzt sie in einen internationalen Vergleich und zeigt den beträchtlichen Wandel der schweizerischen Politik in den letzten 20 Jahre auf. Besonderes Gewicht wird dabei auf die Darstellung der Funktions- und Wirkungsweise der für die Schweiz typischen Institutionen wie die direktdemokratischen Volksrechte, die breit abgestützte Konkordanzregierung und die vielfältigen föderativen Institutionen gelegt.

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Die jüdische Gemeinschaft gilt generell als Musterbeispiel einer gut integrierten, religiösen Minderheit. Tatsächlich jedoch bewirken gerade die jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen − verstärkte Säkularisierung und Individualisierung verbunden mit steigenden Mischehenraten und einer Neudefinitionder Geschlechterrollen − eine Infragestellung der Kontinuität europäisch-jüdischer Existenz.Seit den 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts bewegt sich die Mischehenrate fast überall in der Diaspora bei über 50%. Da die Weitergabe des Judentums religionsgesetzlich nur über die Mutter erfolgt,stellt der Umgang mit nichtjüdischen Familienmitgliedern einen hochsensiblen Bereich für die Gemeinschaft dar. Die soziale und religiöse Integration von nichtjüdischen Ehefrauen und vaterjüdischenKindern ist auf Grund einer nicht selten willkürlich erscheinenden Aufnahmepraxis ein häufig tabuisierter Aspekt des Gemeindelebens, der zu permanenten Spannungen führt. Konflikte bezüglich der Zugehörigkeitskriterien aber auch der religiösen Rolle der Frau führen zu Polarisierungs- und Pluralisierungstendenzen. Im Rahmen eines Projektes des NFP 58 wurden aktuelle innerjüdische Grenzziehungsdebatten im Kontext des Schweizer Judentums auch mit Methoden der Oral History festgehalten und analysiert. Die Auseinandersetzungen innerhalb der schweizerisch-jüdischen Gemeinschaft wurden zudem mit Entwicklungen in anderen Ländern der Diaspora und in Israel verglichen. Es ergab sich das Bild einer dynamischen und zugleich jedoch tief gespaltenen Religionsgemeinschaft, innerhalb der sich die verschiedenen Richtungen („liberal“ bis „ultra-orthodox“) die Verantwortung für eine zunehmende Schwächung und Spaltung des jüdischen Volkes zuweisen. Bibliographie Benbassa, Esther u. Jean-Christophe Attias. 2001. Les Juifs ont-t-ils un avenir? Paris. Lattés. Gerson, Daniel.2012. Ausbreitung und Bedeutung des Judentums in der Schweiz.in : Religionen in der Schweiz. Bulletin Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, Nr 2.Bern. Gerson, Daniel.2011. Partizipation ohne Konversion? Grenzziehungsdebatten in neuen jüdischen Gemeinschaften der Schweiz,in: Chilufim. Zeitschrift für Jüdische Kulturgeschichte, Nr.11.Wien. Phoibos. Gerson, Daniel.2010. Gemeinschaftsbildung und «demokratischer» Antisemitismus: Das Entstehen eines Schweizer Judentums im Spannungsverhältnis von Akkulturation, Einwanderung und Ausgrenzung, in: Wyrwa, Ulrich (Hrsg.): Einspruch und Abwehr. Die Reaktion des europäischen Judentums und die Entstehung des Antisemitismus in Europa. Frankfurt am Main. Campus. Lambert, Nick.2008. Jews and Europe in the Twenty-First Century. London. Vallentine Mitchell. Picard, Jacques.2007. Judentum in der Schweiz: zwischen religiöser, kultureller und politischer Identität,in: Baumann, Martin u. Jörg Stolz (Hrsg.); Eine Schweiz - viele Religionen. Bielefeld. transcript. Wasserstein, Bernard.1996. Vanishing Diaspora. The Jews in Europa since 1945. New York.Harvard University Press.