37 resultados para Aneignung


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Im August 2012 brachte der Heimatverein von Borja, in Spanien, auf seinem Blog seine »tiefe Betroffenheit« über einen, wie es hieß, »unbeschreiblichen Vorgang« zum Ausdruck: Ein Wandgemälde in der Iglesia del Santuario de la Misericordia war in einer Form restauriert worden, die das ursprüngliche Motiv - den Schmerzensmann - fast unkenntlich machte. Die Affäre ging in kürzester Zeit durch die internationale Presse und durch das Internet. Sie schlug dabei unerwartet hohe Wellen, mit denen sich Hohn und Spott über den in fast allen Kommentaren als »misslungen« bezeichneten Restaurierungsakt ergoss. Im Web 2.0 hingegen gab das dergestalt »restaurierte« Antlitz des Ecce homo Anlass zu einer Vielzahl von Neuinterpretationen, es avancierte zu einem regelrechten Internet-Phänomen, das in der vorliegenden Studie in Hinblick auf den Umgang mit und die Aneignung von Bildern im digitalen Zeitalter untersucht werden soll.

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Fotografie ist zu einem festen Bestandteil technisierter Kulturen geworden, zu so einem selbstverständlichen Segment unserer Gesellschaft, dass wir sie als solche oft gar nicht mehr wahrnehmen. Dabei haben die Bilder den Blick auf die Welt radikal verändert und neue Wirklichkeiten geschaffen. Die Durchdringung unserer Welt mit dieser visuellen Macht, erfordert die grundsätzliche Feststellung, dass fotografische Bilder nicht einfache Abbilder der Realität sind, sie dürfen nicht mit dieser verwechselt werden. Deshalb wird zunächst das Wesen der Fotografie thematisiert, um anschließend die Bildproduktion als zentrales Medium touristischer Aneignung zu illustrieren. Kernstück der Ausführungen bilden Reflexionen zu Motivationen und Funktionen des Fotografierens im Urlaub. An dieser Stelle findet dann eine Verknüpfung von Rassismus und Reisefotografie statt, wobei sich die geäußerten Denkmuster und beschriebenen Verhaltensweisen auf Touristen, die aus den westlichen Instudrienationen stammen und in die Länder des Südens reisen, beziehen. Die Ergebnisse werden mit empirisch gewonnenen Ausssagen von Urlaubern und mit Fotografien selbst belegt.

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Gerade männliche Jugendliche nutzen in ihrer Pubertät und Adoleszenz zu einer gelingenden Gestaltung ihres Alltags und zur Ausbildung ihrer Identität zahlreiche Erscheinungsformen des Fantasy-Rollenspielens. In einem Prozess von Aneignung und Entäußerung integrieren dabei die Jugendlichen das überaus reiche multimediale Angebot, welches die Spiele bieten, in ihre Alltagsgestaltung, indem sie sich daraus spezifische Medien-, Text- und Ereignisarrangements bauen. Diese dienen einerseits der sozialen Integration und Distinktion, andererseits der Präsentation ihrer Identitätsentwürfe sich und anderen. Die Jugendlichen schaffen sich mittels dieser spezifischen Medien-, Text- und Ereignisarrangements eine in weiten Teilen von ihnen selbst bestimmte Welt, in der sie ihre Phantasie wie Kreativität mit großer Intensität, ja Obsession, innerhalb integrativer und solidarischer Interaktionsformen selbststeuernd und professionell ausleben. Diese Medien-, Text- und Ereignisarrangements zeigen Angebots- und Nutzungsformen, die sich nach einem medienkommunikativen Aneignungs- und Entäußerungsmodell in der Tradition der Cultural Studies (Stuart Hall) beschreiben lassen. Die Langzeitbeobachtung der Jugendlichen zeigt, dass sie alltagspragmatische Kulturtechniken zur selbstbestimmten Gestaltung von Alltag entwickeln: zunächst eine Strukturierung ihrer kognitiven, affektiven und pragmatischen Interaktion nach Kriterien erfolgreicher intrinsischer Interaktion, mit dem Ziel derer Perpetuierung im Flow-Erleben (Mihalyi Csikszentmihalyi), dann eine Ästhetisierung von Alltagswirklichkeit mittels kollektiver Fiktionalisierung in der Tradition des Collective Story Telling (Janet H. Murray). Diese Kulturtechniken stellen vor dem Hintergrund der Enkodierung und Dekodierung sozialer Codes spezifische Adaptionen von Prozessen der Bedeutungszuweisung und Subjekt- bzw. Identitätskonstitution dar. Die sie evozierenden und mit ihnen korrespondierenden handlungsleitenden Themen der Jugendlichen sind der Wunsch nach Rekonstitution von Gesamtheit in einer sich fragmentarisierenden Wirklichkeit, die Affirmation von Selbstbestimmung- und Autonomieerfahrungen, das Erleben von Reintegration und Solidarität für das sich dissoziiert erfahrende Individuum. Das Handeln der Jugendlichen basiert damit auf dem momentan dominanten Prozess einer Individualisierung von Lebenswelt unter den Bedingungen von Reflexivität und Erlebnisrationalität in der postmodernen Gesellschaft. Mit ihren Versuchen selbstbestimmter Gestaltung folgen sie dem aktuellen gesellschaftlichen Auftrag einer weitgehend in eigener Regie vorzunehmenden Lokalisierung dieses Prozesses. Zunehmend tritt diese von den Jugendlichen selbstgesteuerte Sozialisation neben die traditionell heteronome Sozialisation von gesellschaftlichen Instituten wie etwa die von Schule. Damit wird das Handeln der Jugendlichen zu einer Herausforderung an Pädagogik und Schule. Schule muss, wenn sie ihrem eigentlichen Auftrag von Förderung gerecht werden will, eine Sensibilität für diese Eigenständigkeit von Jugendlichen entwickeln und in der Beobachtung ihres Handelns didaktische Innovationen für Lehren und Lernen entwickeln. Im Mittelpunkt steht dabei die Wiederentdeckung des pädagogischen Dialogs, besonders aber die Entwicklung einer individualisierten Lernkultur und die Förderung jugendlicher Gestaltungskompetenzen, welche von deren alltagsästhetischen Erfahrungen und Kompetenzen im Umgang mit multimedialen Kulturprodukten ausgeht. Schule kann und muss für diese Prozesse selbstgesteuerten Lernens angemessene pädagogische Räume bereitstellen, in denen die Jugendlichen innerhalb eines geschützten Kontextes in der Auseinandersetzung mit eigenen wie fremden Entwürfen ihre Identität entwickeln können.

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Die Arbeit hat zum Ziel, die Beziehungen der Bewohnerinnen und Bewohner ihres neuen Stadtteils zu beobachten und zu erklären. Der Verfasser ist dabei teilnehmender Beobachter, da er seit über acht Jahren als Quartiersarbeiter in diesem Stadtteil tätig ist. Hintergrund der Tätigkeit des Verfassers und seiner Arbeit ist die Kritik an den Trabantenstädten der 1970er Jahre in Deutschland. Im weiteren Verlauf verfolgt die Arbeit einem soziologisch theoretischen Ansatz. Handlungen, Zeichen, Symbole, Konflikte, Distanzen und Prozesse der sozialen Durchmischungen werden in Bezug zu einzelnen Theorem gesehen. Der Handlungsansatz, der Milieuansatz, die Raumtheorien, Integration und Exklusion sind die fünf theoretischen Perspektiven. Diese werden jeweils zunächst auf Grundlage der wissenschaftlichen Literatur dargestellt, um dann einzelne Beobachtungen diesen jeweiligen Rahmen zuzuordnen. Neue Stadtteile sind in den letzten Jahren in Deutschland nicht viele entstanden. Zu viele negative Erfahrungen machten die Städte, die in 60er und 70er Jahren des 20 Jahrhunderts Trabenten- oder Satellitenstädte am Stadtrand errichteten. Die Stadt Freiburg war eine der ersten Städte, die Anfang der 90er Jahre wieder versucht einen neuen urbanen Stadtteil für 10 – 12 000 Einwohner auf der grünen Wiese zu planen und zu bauen. Die Leitfrage war darum, wie kann eine ähnlich problematische Entwicklung, wie sie die vielen anderen Neubaustadtteile genommen haben, im Stadtteil Rieselfeld verhindert werden. Vor diesem Hintergrund beauftragte die Stadt Freiburg ein Konzept zu unterstützen, dass neben dem Bau der Häuser und der Infrastruktur auch die Entsehung des sozialen und kulturellen Lebens fördern sollte. Die Trägerschaft für dieses Projekt „Quartiersaufbau Rieselfeld“ wurde der Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung e. V., der Forschungsstelle der Evangelischen Fachhochschule Freiburg für Sozialwesen, für den Zeitraum von 1996 bis 2003 übertragen. Dieses Stadtentwicklungsprojekt war auch Arbeitgeber für den Verfasser dieser Arbeit. In den vorliegenden Text fliesen daher auch viele Alltagserfahrungen und auch biographische Anteile ein. Diese Arbeit will als eine sozialtheoretische Reflektion verstanden werden, die als Rahmen für lokalisierte empirische Beobachtungen dienen soll. Dies gewährleistete die absolute Nähe zu den Geschehnissen vor Ort, die Entwicklung im alltäglichen Leben mit den BewohnerInnen zu erleben, erschwerte aber die Distanz zur Reflexion dieses Prozesses. Aus dieser Nähe entwickelte sich im Lauf der Zeit, die Frage wie eigen sich die Bewohnerinnen und Bewohner ihren Stadtteil an. Dieses Interesse steht quasi über den alltäglichen sozialarbeiterischen Aufgaben und Herausforderungen. Die Hauptthese dieser Arbeit ist, dass sich die Aneignung des neuen Stadtteils durch einen ständigen Machtkampf, der auf den unterschiedlichsten Ebenen ausgetragen wird, vollzieht. Der Kern der Argumentation besteht neben theoretischen Überlegungen aus alltagstypischen Beobachtungen, die der Verfasser du Zusammenfassend orientiert sich die vorliegende Arbeit als machtsoziologischer Versuch an der genau verorteten Lokalisierung ihrer Produzenten, die sich im Laufe der letzten sieben Jahre herausgebildet und räumlich lokalisiert haben.

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Wie lässt sich Mediensozialisation theoretisch begründen und empirisch untersuchen, wenn Sozialisationstheorie von Prägemodellen der Persönlichkeit abrückt und Persönlichkeitsentwicklung in einer zwar von der Elterngeneration und der Gesellschaft vorgegebenen Lebenswelt in den Mittelpunkt stellt, dabei die subjektive Aneignung, ja Herstellung dieser Lebenswelt, besonders betont? So gesehen sind Medien Teil der gesellschaftlichen Umwelt, die sich Rezipienten in Prozessen der Bedeutungskonstitution aneignen und herstellen. Der aktuelle kulturelle und gesellschaftliche Veränderungsprozess beeinflusst diese Aneignungsprozesse über neue mediale Präsentationsformen, die von Einzelmedien zu multimedialen und multimodalen Angebotssystemen führen. Gleichzeitig entwickelt sich eine dominierende Erlebnisweise, bei der die Menschen im Mittelpunkt ihrer eigenen subjektiven, flexiblen, selbst zusammengesetzten Lebenswelt stehen, eine Lebenswelt, in der multimediale und multimodale Angebotssysteme in die Entwicklung der Subjektivität eingehen. Dies geschieht im Rahmen von Massenkommunikation als Prozess diskursiver Praktiken, die den Forschungsgegenstand definieren.

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Schnell ist das Ziel der Medienpädagogik mit "Medienkompetenz" benannt. Wenn man die Geschichte der Medienpädagogik und Mediendidaktik durchgeht, dann ist mit dieser Zieldefinition schon eine Menge erreicht. Es ist ein Erfolg der Medienpädagogik als Disziplin, dass sich eine von Politik, Wirtschaft und Schule akzeptierte Zielvorstellung heraus kristallisiert hat. Reicht diese allgemeine Akzeptanz jedoch aus, um Medien als Bildungsaufgabe zu bestimmen? Will man sich der Bildungsaufgabe theoretisch wie praktisch stellen, dann geht es um nicht weniger als die Frage, wie Medien in das Verhältnis der Menschen zu sich, zu anderen, zur Kultur, zu den Dingen und Ereignissen vermittelnd eingreifen, vielleicht sogar Prägekraft entwickeln. Das Verhältnis der Menschen zu sich, zur sozialen, dinglichen und kulturellen Umwelt war und ist immer in Bewegung. In diesem Verhältnis entstanden und entstehen typische Formen von Subjektivität, verläuft Sozialisation. Subjektivität konstituiert sich immer in einem unstetigen Feld von subjektivem Innen und objektivem Außen, von individueller Erfahrung und institutioneller Festlegung, von vorgegebener Kultur und einmaliger Aneignung. Im Moment erleben wir dieses Feld als besonders unstetig. Deshalb die Frage, was sich aktuell verändert, um die für die Konstitution von Subjektivität, anders formuliert, um die für Bildung und Sozialisation maßgebliche Konstellation im Medienbereich zu entdecken. Vielleicht lassen sich so Themenfelder der Medienpädagogik neu akzentuieren. Deshalb einführend einige Stichworte zur kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung.

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Diese Arbeit entstand vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in China seit den 90er Jahren des 20. Jhds und den damit einhergehenden Reformen im Bildungssystem. Insbesondere für die traditionell wenig angesehene Berufsbildung erfolgte politisch eine völlige Neubewertung, die viele Bemühungen ausgelöst hat, Schule und Unterricht so zu modernisieren, dass den Betrieben unter marktwirtschaftlichen Bedingungen in beruflichen Domainen qualifizierte Jugendliche zur Verfügung stehen und dass sich den Jugendlichen selbst Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten. Eine der diskutierten Reformlinien rückt ein didaktisches Konzept in den Vordergrund, dem ein konstruktivistisches Lernverständnis unterlegt ist und Schüler befähigen will, Zusammenhänge in ausgewählten Tätigkeitsfeldern zu erkennen und die in den Wissenschaften zu ihrer Modellierung verwendeten Konstrukte in ihrer Machart und Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Überwunden werden soll in allen Reformansätzen das für das traditionelle Bildungssystem typische memorierende und reproduzierende Lernen. Andere Untersuchungen aber auch eigene Voruntersuchungen zeigen, dass ein Gelingen des intendierten didaktischen Wechsels stark davon abhängt, ob den Lehrkräften Lehrmittel zur Verfügung stehen, die ein verstehendes Lernen unterstützen und dafür Vorbilder liefern. Aus diesem Grunde werden in der Arbeit zahlreiche neuere Schulbuchproduktionen im kaufmännischen Bereich untersucht. Dabei wird auch der Vielfalt der Publikationswege und der Heterogenität im Verlagswesen Rechnung getragen. Für die qualitative Untersuchung werden vier unterschiedliche Gegenstandsbereiche festgelegt, die für wirtschaftsberufliche Curricula zentral sind, und jeweils auf ein typisches inhaltliches Beispiel fokussiert. Für die ausgewählten Gegenstandsbereiche – ökonomisch zentrale Konzepte/ Begriffe, ideale ökonomische Modelle, rechtliche Normen, prozedurales Wissen – werden zunächst jeweils mit Rückgriffen auf kognitive, lerntheoretische, methodologische und dogmengeschichtliche Theorien didaktische Möglichkeiten analysiert, eine verstehende Aneignung fachlicher Inhalte und Denkstile sowie beruflicher Kompetenzen begründet zu begünstigen. Daraus werden jeweils Gesichtspunkte gewonnen, die als Maßstab zur qualitativen Analyse der Schulbuchtexte herangezogen werden. Die Untersuchung der Texte zeigt quer durch die verschiedenen Gegenstandsbereiche und Textbeispiele, dass die Darstellungen durchgängig dem traditionellen Muster klassifikatorischer Informationsorganisation verhaftet bleiben, die eher synoptischen Gestaltungsinteressen folgt und Fragen des Lernens und der Kompetenzaneignung vernachlässigt. Damit bleiben die Schulbuchproduktionen, die vordergründig aktuelle und disziplinär moderne Themen aufgreifen, in ihrer Machart bislang weiter der Tradition verhaftet, memorierendes Lernen einzufordern, was den Zielen der Berufsbildungsreform völlig widerspricht. Das ist ein für den Reformprozess wesentlicher Befund, da den Schulbüchern dabei eine zentrale Rolle zukommt. Aus den Befunden werden Empfehlungen für die wesentlichen an der Lehrerausbildung beteiligten Institutionen abgeleitet.

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Auch wenn die Dimension Raum in den Sozialwissenschaften zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist es überraschend, dass es nur wenige aktuelle Studien gibt, die sich mit regionaler Bildungsungleichheit beschäftigen. Wie ein Blick auf den Forschungsstand zeigt, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die in den 1960er Jahren festgestellte Bildungsbenachteiligung der Kinder auf dem Land im Vergleich zu den Stadtkindern heute ganz verschwunden ist. Vor dem Hintergrund der sinkenden Schülerzahlen um 18 % bis 2020 (KMK 2007) und den daraus folgenden Schulschließungen (Weißhaupt 2006), ist es dringend regionale Bildungsungleichheit wieder zu thematisieren. Die vorliegende Arbeit greift dieses Thema auf. Sie geht der Frage nach, inwieweit regionale Strukturen bei Bildungsentscheidungen eine Rolle spielen und ob es sich dabei um einen Effekt handelt, der mit der sozialen Herkunft eines Kindes im Zusammenhang steht. Für einen Erklärungsansatz werden drei Konzepte in der theoretischen Argumentation verknüpft: der relationale Raum von Löw (2001), das Model zur Erklärung schichtspezifischer Bildungsentscheidungen von Erikson und Jonsson (1996) sowie die Idee der Aneignung von Raumprofiten von Bourdieu (1991). Zunächst wird argumentiert, dass regionale Strukturen als Restriktionen und Optionen generell einen Handlungsrahmen für Entscheidungen bilden. Im Falle von Bildungsentscheidungen wird der Handlungsrahmen durch regionale Opportunitätsstrukturen determiniert, die sich als Kosten und Erträge von Bildungsalternativen beschreiben lassen. Geht man des Weiteren davon aus, dass Handlungsrahmen mit entsprechenden Kapitalien erweitert werden können, ist es nahliegend anzunehmen, dass regionale Strukturen in ihrer Bedeutsamkeit an die Kapitalausstattung gekoppelt sind. Folglich kommt es zu schichtspezifischen Reaktionen auf regionale Strukturen. Es ergibt sich die These, dass regionale Strukturen für Familien in privilegierten sozialen Schichten bei weitem weniger bedeutsam für Bildungsentscheidungen sind, als für Familien in weniger privilegierten sozialen Schichten. Für diese Familien ist zu erwarten, dass regionale Strukturen, welche die Kosten einer weiterführenden Bildungsalternative senken und regionale Strukturen, die den Ertrag einer Bildungsalternative steigern, zu Determinanten der Bildungsentscheidung werden. Die Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) werden verwendet, um den entwickelten Hypothesen empirisch nachzugehen. Zu diesen Individualdaten werden regionale Indikatoren aus der Regionaldatenbank des DJI, dem Betriebs-Historik-Panel (BHPS; FDZ/BA) und Indikatoren aus INKAR (BBR) zugespielt. Im Fokus der Fragestellung steht die Wahl des Gymnasiums. Ihr Zusammenhang mit dem regionalen Angebot an Gymnasien sowie regionalen Arbeitsmarktstrukturen, wie der Arbeitslosenquote sowie dem Anteil der hoch qualifiziert Beschäftigten in einer Region, wird untersucht. Mit Hilfe von mehrebenenanalytischen logistischen Regressionen lässt sich zeigen, dass das regionale Schulangebot auch heute noch mit Bildungschancen in Zusammenhang steht: Je höher der Anteil der Gymnasien in der Region, desto wahrscheinlicher ist es die Hochschulreife zu erlangen. Es zeigt sich aber auch, dass regionale Arbeitsmarktstrukturen keine signifikante Bedeutung für Bildungsentscheidungen an diesem Übergang haben. Besonders interessant ist weiter der Befund, dass regionale und soziale Herkunft in Interaktion stehen und insbesondere jene Kinder von einem vorteilhaften Bildungsangebot zu profitieren scheinen, die sich durch ihre Bildungsherkunft in einer bereits vorteilhaften Position hinsichtlich ihrer Bildungschancen befinden.

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Die medienpädagogische Förderung junger Menschen aus problematischen Familien, sozio-kulturellen Problemlagen, der sogenannten neuen Unterschicht bzw. die Förderung von Hauptschülern, insbesondere Jungen, ist das zentrale Anliegen dieses Buches. Das sind diejenigen Lerner, die die Anforderungen für einen qualifizierten Schulabschluss, die Basiskompetenzen im Sinne der PISA-Studien, nicht oder kaum erfüllen, Distanz zur Schule haben bzw. aus schwierigen sozio-ökonomischen Bevölkerungsgruppen stammen. Diese Gruppe, meist Jungen, häufig mit Migrationshintergrund, versucht der Begriff Risikolerner zu fassen. Die Frage nach Risikolernern eröffnet die Perspektive auf Kompetenzen und kulturelle Ressourcen, mit denen es Risikolernern gelingt, Medien selbstbestimmt und reflexiv für die eigene Persönlichkeitsentwicklung sowie Lebens- und Alltagsbewältigung aktiv zu nutzen (Niesyto, 2010, S. 315). Zentrales Thema und Fragestellung dieses Buches ist, welche Bildungschancen in den Mediennutzungsmustern der Risikolerner stecken. Aus theoretischer Perspektive geht es um die Frage, wie und mit welchen Mustern sich Risikolerner Medien als Kulturgüter aneignen. Die pädagogische Leitfrage, die an den Gedanken der Bildung geknüpft ist, lautet, wie die Entwicklung und damit das Lernen der Risikolerner mit ihren Mediennutzungsmustern, also ihren Aneignungsmustern in Bezug auf Medien, verbunden ist. Die medienpädagogische Frage nach den Chancen für Medienbildung von Risikolernern fundiert auf der Theorie der Medienbildung und auf dem kulturtheoretischen Modell der Sozio-kulturellen Ökologie, wie sie von der London Mobile Learning Group (LMLG; www.londonmobilelearning.net) entwickelt wurde (Pachler, Bachmair, & Cook, 2010). Auf der Grundlage dieser Theorien verortet diese Arbeit die Gruppe der Risikolerner im Zusammenhang von Lebenswelt und Lebenslagen und ordnet diese spezifische Gruppe von Lernern mit Bezug auf individuelle, schulische und gesellschaftliche Risiken ein. Die Gender-Perspektive öffnet den Blick für bestimmte jungenspezifische Aneignungsmuster im Zusammenhang mit Medien und eröffnet im nächsten Schritt die Möglichkeit, Bildungschancen speziell für Jungen zu formulieren. Ein genderbezogener Entwicklungsprozess, der die Lebenswelt der Jungen betrifft, ist die Auflösung hegemonialer Männlichkeit und die Transformation hin zu multioptionalen und situierten Männlichkeiten, die es von Jungen auszubalancieren gilt. Die Sozialstrukturanalyse der Soziologie dient als methodischer Zugang, um Risikolerner systematisch zu identifizieren und um mithilfe der sozialen Segmentierung entsprechende Ergebnisse in Bezug auf Mediennutzung und Alltagsbewältigung zu formulieren. Diese medienpädagogische Forschung ist eine Rekonstruktion der Mediennutzung über die Spuren der Artikulation und Aneignung, wie sie in den Konsumdaten repräsentiert sind, mit dem Ziel, die Aneignungsprozesse und die darin inhärenten Bildungschancen sichtbar zu machen. Risikolerner sind in der Perspektive gesellschaftlicher und alltagsästhetischer Strukturen ein eher hedonistischer, widerständiger Lifestyle, geprägt von sozialer Benachteiligung und von aktivem Risikoverhalten sowie von einer Mediennutzung, die schulischen Aneignungsformen eher entgegengesetzt ist. Die zentralen Ergebnisse und damit Chancen für Medienbildung der Risikolerner entstehen in drei Bereichen der Mediennutzungsmuster: im Downloaden, Speichern und Tauschen vielfältiger Formate; im (mobilen) Gaming; sowie im vielfältigen Produzieren und Verarbeiten von auditivem und visuellem Material. Mit diesen Mustern sind drei bedeutsame Bildungschancen verknüpft: durch Risikolerner generierte alternative Räume der Medienbildung, die strukturell entgegen der Lernwelt Schule ausgerichtet sind; das kommunikative Organisieren des Alltags und der Mediennutzung; sowie das Generieren von digitalen Sammlungen und Archiven als persönlicher Besitz.

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Die Frage wie großmotorische Bewegungen gelernt werden beschäftigt nicht nur Sportler, Trainer und Sportlehrer sondern auch Ärzte und Physiotherapeuten. Die sportwissenschaftlichen Teildisziplinen Bewegungs- und Trainingswissenschaft versuchen diese Frage sowohl im Sinne der Grundlagenforschung (Wie funktioniert Bewegungslernen?) als auch hinsichtlich der praktischen Konsequenzen (Wie lehrt man Bewegungen?) zu beantworten. Innerhalb dieser Themenfelder existieren Modelle, die Bewegungslernen als gezielte und extern unterstützte Ausbildung zentralnervöser Bewegungsprogramme verstehen und solche, die Lernen als Selbstorganisationsprozess interpretieren. Letzteren ist das Differenzielle Lernen und Lehren (Schöllhorn, 1999) zuzuordnen, das die Notwendigkeit betont, Bewegungen durch die Steigerung der Variationen während der Aneignungsphase zu lernen und zu lehren. Durch eine Vielzahl an Variationen, so die Modellannahme, findet der Lernende ohne externe Vorgaben selbstorganisiert ein individuelles situatives Optimum. Die vorliegende Arbeit untersucht, welchen Einfluss Variationen verschiedener Art und Größe auf die Lern- und Aneignungsleistung großmotorischer Bewegungen haben und in wie fern personenübergreifende Optima existieren. In zwei Experimenten wird der Einfluss von räumlichen (Bewegungsausführung, Bewegungsergebnis) und zeitlichen Variationen (zeitliche Verteilung der Trainingsreize) auf die Aneignungs- und Lernleistung großmotorischer sportlicher Bewegungen am Beispiel zweier technischer Grundfertigkeiten des Hallenhockeys untersucht. Die Ergebnisse der Experimente stützen die bisherige Befundlage zum Differenziellen Lernen und Lehren, wonach eine Zunahme an Variation in der Aneignungsphase zu größeren Aneignungs- und Lernleistungen führt. Zusätzlich wird die Annahme bestätigt, dass ein Zusammenhang von Variationsbereich und Lernrate in Form eines Optimaltrends vorliegt. Neu sind die Hinweise auf die Dynamik von motorischen Lernprozessen (Experiment 1). Hier scheinen individuelle Faktoren (z. B. die Lernbiografie) als auch die Phase im Lernprozess (Aneignung, Lernen) Einfluss zu haben auf den Umfang und die Struktur eines für die optimale Adaptation notwendigen Variationsbereichs. Darüber hinaus weisen die Befunde auf verschiedene Aneignungs- und Lerneffekte aufgrund alleiniger Variation der zeitlichen Verteilung bei ansonsten gleichen Trainingsreizen hin (Experiment 2). Für zukünftige Forschungsarbeiten zum Erlernen großmotorischer Bewegungen und für die sportliche Praxis dürfte es daher erkenntnisreich sein, die Historie der intrinsischen Dynamik der lernenden Systeme stärker zu berücksichtigen. Neben Fragestellungen für die Grundlagenforschung zum (Bewegungs-)Lernen ließen sich hieraus unmittelbar praxisrelevante Erkenntnisse darüber ableiten, wie Bewegungslernprozesse mittels verschiedener Variationsbereiche strukturiert und gesteuert werden könnten.

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