2 resultados para sozio ingurumen gatazka

em Aston University Research Archive


Relevância:

10.00% 10.00%

Publicador:

Resumo:

Aus deutscher Perspektive hat die Darstellung von Skandinavien als nördlicher, liminaler Raum, der paradoxerweise zugleich so eng mit der eigenen nationalen Identität verknüpft erscheint, dass man für Verhältnis der Staaten seit dem 19. Jahrhundert eine Form des kulturellen Kolonialismus gelten machen kann, eine lange Tradition. Diese Einstellung setzt sich in den modernen deutschen Darstellungen vom Norden fort, unter denen Kurt Tucholskys außerordentlich populäre „Sommergeschichte“ Schloß Gripsholm, deren Beliebtheit sich auch an der Existenz zweier erfolgreicher Verfilmungen ablesen lässt, eine zentrale und wegweisende Position einnimmt. Sowohl im Roman als auch in den beiden Adaptionen erscheint Schweden als utopischer Gegenentwurf, als eine liberale und moderne alternative Heimat, die zunächst Fluchtmöglichkeiten aus dem Deutschland der 1920er, 1930er und 1960er zu bieten scheint. Weit entfernt davon ein realistisches Bild von Skandinavien entwerfen zu wollen, überbieten sich besonders die beiden Filmversionen gegenseitig in stark ästhetisierenden Entwürfen eines mit nord-romantischen Zügen versehenen „Anti-Deutschland“, an denen sich die sozio-politischen Diskurse der Zeit ablesen lassen. Dieser Aufsatz beleuchtet die Funktionalisierung des Skandinavienbildes als Imaginations- und Reflexionsraum für deutsche Wünsche und Sehnsüchte und analysiert neben der zentralen Bedeutung der räumlichen Dimension auch die Alltagsmythologischen Aspekte der Schwedendarstellung in allen drei Werken.

Relevância:

10.00% 10.00%

Publicador:

Resumo:

Dieser Beitrag versteht sich als Gegendarstellung zur verbreiteten Einschätzung von Judith Hermann als einer oberflächlichen Lifestyle-Autorin, die eine Auseinandersetzung mit sozio-historischen Zusammenhängen scheut. Es wird gezeigt, wie Hermann sich in deutsche Vergangenheitsdiskurse einschreibt und mithilfe einer komplexen Intertextualität eine deutsche Traditionslinie männlich-hegemonialer und antisemitischer Strukturen vom Kaiserreich über die NS-Zeit zur Berliner Republik nachzeichnet. Hermann demonstriert die Schwierigkeit einer sinnstiftenden Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit angesichts der selektiven Tradierung von Erinnerung und des andauernden privaten Schweigens auf Täterseite. Die daraus resultierenden Prozesse der diffizilen Identitätssuche im Nachwende-Deutschland umschreibt die Autorin durch den Einsatz einer polyvalenten Wassermetaphorik, welche die von der Fiktionalisierung der Vergangenheit geprägte Berliner Republik als ein terrain vague historischer und textueller Entwurzelung charakterisiert, das von der Abwesenheit gültiger Deutungsangebote geprägt ist. Durch diese Bewertung der deutschen Historizität heben sich Hermanns Erzählungen sowohl von der Nachkriegsliteratur als auch von den Werken anderer Gegenwartsautoren ab und nehmen im Kontext literarischer Vergangenheitsbewältigung eine noch unerforschte Sonderstellung ein.