393 resultados para Soziale Bewegung
Resumo:
In einer Kamerabrillenstudie werden die sozialen und materiellen Umwelten von Jugendlichen, die in Erziehungsheimen für verhaltensauffällige und sozial beeinträchtigte Kinder und Jugendliche leben, untersucht und mit einer Kontrastgruppe nicht verhaltensauffälliger, zuhause lebender Jugendlichen verglichen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Heimjugendliche über einen eingeschränkten Streifraum verfügen, weniger mit Peers interagieren und mehr Aggression ausgesetzt sind. Für den Erfolg der Heimerziehung ist es zentral, Peers nicht unbeaufsichtigt zu lassen, weil durch eine negative Peerbeeinflussung der Erfolg der Intervention geschwächt wird.
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Diese interdisziplinäre Untersuchung verbindet eine empirische Studie zu einer heutigen Kirchgemeinde, die vor 20 Jahren einen Trennungskonflikt durchlebte, und exegetische Untersuchungen zum Matthäusevangelium (MtEv). Die Rahmentheorie bildet der Social Identity Approach (SIA). In der untersuchten reformierten Kirchgemeinde in der Schweiz kam es Ende der 1980er Jahre zu einem Konflikt mit der evangelikal ausgerichteten Jugendgruppe, der damit endete, dass die Jugendgruppe ausgeschlossen wurde und eine eigene Freikirche gründete. Interviews sowohl mit Kirchgemeindegliedern, als auch Mitgliedern der Freikirche, die den Konflikt erlebten, werden ausgewertet, um den Einfluss dieses Konflikts auf die soziale Identität der Mitglieder zu untersuchen. Aufgrund dieser empirischen Studie werden Fragestellungen für die exegetische Untersuchung des MtEv entwickelt. Es ist Konsens in der neutestamentlichen Forschung, dass die matthäische Gemeinde einen Konflikt erlebte, der zwischen den christusgläubigen Jüdinnen und Juden und der von Pharisäern geleiteten Synagoge entstand und letztlich zu einer Trennung beider Gruppen führte. Die explorative Studie weist primär auf, inwiefern Einsichten und Fragestellungen der empirischen Untersuchung für das Verständnis der im MtEv sichtbar werdenden Trennungsgeschichte fruchtbar gemacht werden können. Umgekehrt zeigen sich von den gewonnenen exegetischen Einblicken aus auch neue Zugänge zu Konflikten in heutigen Kirchen.
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2008 jährte sich die Zäsur von 1968 zum 40. Mal. Besonders an diesem Jahrestag war, dass nun die nächste Generation in die gesellschaftliche Reflexion eingetreten ist. Das aus Vertretern der nach 1968 Geborenen bestehende Schweizer Ausstellungsbüro Palma3 hat aus diesem Anlass gemeinsam mit dem Historischen Museum in Frankfurt am Main die Ausstellung „Die 68er. Kurzer Sommer – lange Wirkung“ realisiert. Im Rahmen von acht Themenbereichen, die die wichtigsten Aufbrüche von 1968 und ihre Weiterentwicklung in den 1970er Jahren dokumentieren und reflektieren, nahm der Bereich „Geschlechterrollen“ einen besonderen Raum ein. Er präsentierte materialreich die Frauen-, Lesben- und Schwulenbewegung sowie die so genannte sexuelle Revolution der 1960er und 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland in ihren spannungsvollen Wechselverhältnissen. Im Zentrum des Beitrages sollen die unterschiedlichen Symbole dieser Bewegungen stehen. Diese dokumentieren anschaulich das Aushandeln gruppenkonstituierender Identitäten, wobei Rückgriffe auf ältere Symbole und deren Transformationen sowie Neukontextualisierungen zu beobachten sind. In der Frauenbewegung war das Venus-/Weiblichkeitszeichen mit geballter Faust im Innern in verschiedenen Versionen als grafische Verbindung von linker Bewegung und Feminismus verbreitet. Zwei ineinander verschlungene Weiblichkeitssymbole stehen in der Lesbenbewegung für weib-weibliche Sexualität. Dass die Frauen- und die Lesbenbewegung teilweise eine enge Allianz eingegangen sind, lässt sich auch an ihren gemeinsamen Symbolen ablesen: Die Labrys (Doppelaxt), eine minoische Kultaxt, repräsentiert die Autonomie und Stärke der Amazonen, als deren Waffe sie gilt. Das alte Zeichen der beiden gegeneinander gestellten Hände stellt eine Vagina dar und wurde ursprünglich von Männern als obszöne Geste für den Geschlechtsverkehr benutzt, wobei die Hände in Höhe ihrer Geschlechtsorgane gehalten wurden. In der Frauen- und Lesbenbewegung wurde dieses Zeichen mit erhobenen Armen über dem Kopf gezeigt, um die sexuelle Selbstbestimmung der Frauen deutlich zu machen. Demgegenüber greift die Schwulenbewegung auf den rosa Winkel als Symbol zurück. Dieser kennzeichnete während des Nationalsozialismus’ männliche Häftlinge in Konzentrationslagern als homosexuell. Er wurde von der deutschen Schwulenbewegung aufgegriffen und in emanzipatorischer Absicht umgewertet, wobei die nationalsozialistische Vergangenheit des Symbols präsent bleiben sollte. Insbesondere in den frühen 1970er Jahren finden sich unterschiedlichste Entwürfe dieser Symbole auf Flugblättern, Broschüren, Zeitschriften, Büchern, Plakaten und Transparenten. An Hand einzelner Gruppierungen wie der Homosexuellen Aktion Westberlin, die als Schwulen- und Lesbenorganisation gegründet worden war, sich jedoch schnell in die HAW und das LAZ (LesbenAktionsZentrum) aufsplittete, der Frauenorganisation Brot und Rosen und der Roten Zelle Schwul (ROTZSCHWUL) soll der Aushandlungsprozess innerhalb der Gruppierungen sowie das Verhandeln von Gruppenidentität und -inszenierung nach innen und außen nachgezeichnet werden. Zugleich lässt sich das Weiterexistieren bzw. Verschwinden der jeweiligen Symbole wie auch das Entstehen neuer Symbole – beispielsweise der Regenbogenfahne – als Indiz für die Veränderungen innerhalb der Bewegungen und deren Selbstwahrnehmung und Selbstinszenierung lesen.