48 resultados para Krankheit


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Aids steht für die letzte grosse Krise der westlichen Welt im ausgehenden 20. Jahrhundert. Heute hat sich die Situa­tion normalisiert: Aus der verheerenden Seuche ist eine zwar ernste, doch einschätzbare Krankheit geworden. Im Rückblick zeigen sich die dreissig Jahre des gesellschaftlichen Umgangs mit Aids als dicht gedrängte Zeit, in der der Umgang mit der neuen, höchst bedrohlich erscheinenden Krankheit ausgehandelt wurde. Der Band zeichnet die Entwicklung des Aids-Diskurses im deutschsprachigen Raum von den Anfängen in den 1980er Jahren bis zur Gegenwart nach. In der Rückschau werden die dominanten Strömungen und Gegenströmungen charakterisiert und die entscheidenden Drehpunkte des Diskurses akzentuiert. Besonderes Augenmerk gilt dem Beitrag von Literatur, Theater und Film zur gesellschaftlichen Verarbeitung von Aids. Die systematische Analyse macht die komplexen Wechselverhältnisse zwischen den Massen­medien, den fiktionalen Gattungen sowie der medizinischen Kommunikation sichtbar. Die regelmässige Wiederkehr von epidemischen Szenarien – BSE, SARS, Vogel- und Schweinegrippe und jüngst EHEC – zeigt, dass ein prüfender Blick auf die sich wiederholenden dramaturgischen Muster der Auseinandersetzung mit ansteckenden Krankheiten nottut. In diesem Zusammenhang trägt das gleichermassen auf wissenschaftliche Genauigkeit wie auf Anschaulichkeit und Allgemeinverständlichkeit angelegte Buch zur kritischen Reflexion der jüngsten Zeitgeschichte bei.

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Die vorliegende Untersuchung der Vertextung von Aids in Autobiografien fokussiert die Frage, welcher Darstellungsstrategien diese sich bedienen und welche Funktionen sie in den westlichen Kulturen übernehmen. Vier Autobiografien werden exemplarisch mit Hilfe der Systemtheorie und der Diskursanalyse analysiert und auf folgende Leitfragen hin untersucht: Sind die AutorInnen an Aids erkrankt oder nicht? Welche Lebenszeit steht ihnen zur Verfügung? Sind sie professionelle Schriftsteller oder Laien? Welche Rolle spielt ihr Geschlecht? Welche Werte werden wie vermittelt? Wird Akzeptabilität geschaffen? Wie wird mit den Grenzen des Akzeptablen umgegangen? Wie wird die Konstruktion und Destruktion des schreibenden Subjektes angesichts der Krankheitserfahrung verhandelt? Das untersuchte Material umfasst ein Spektrum, das • das schnelle Sterben an Aids, das lange Leben mit Aids sowie das Leben als HIV-Negativer in Gegenwart von Aids zeigt. • von gesellschaftlich orientierter Bewältigung der Krankheitserfahrung über individuelle Bewältigung bis hin zur Verweigerung der gesellschaftlichen Integration reicht. • den unterschiedlichen Einsatz von Metaphern bei der Sinngebung und der Vertextung von Körpererfahrung aufzeigt: Sterben als Geburt (Normalisierungsrhetorik), Sterben als Holocaust (Eskalationsrhetorik), Krankheitserfahrung als Generator immer neuer, überbordender Sprachbilder.

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Bei der Untersuchung der Frage, wie die polymorphe Krankheit Aids in der Literatur und im Film dargestellt wird, zeigt sich, dass die Hautläsionen des Kaposi Sarkoms ein stets wiederkehrendes Bild sind. Der Krankheitskomplex Aids wird unter dem Bild des Kaposi Sarkoms subsumiert. Ausgangspunkt der Analyse ist die Frage, wie die bildlichen Strategien der Darstellung von Aids bzw. des Kaposi Sarkoms in kulturelle Kontexte eingebettet werden. In meinem Beitrag stelle ich insbesondere drei Thesen vor: 1. Bilder vermitteln Wissen: In den frühen Aids-Darstellungen werden die Läsionen mit Referenz auf den medizinischen Diskurs ausführlich erklärt. Später erscheinen sie nur noch als kurzes Bild oder knapper Hinweis. Das Kaposi Sarkom wird zum bildhaften Wissenskürzel. Diese ‚Verkürzelung‘ wird allerdings in neueren Darstellungen wieder infrage gestellt. 2. Bilder erzeugen Sinn: Das Bild des Kaposi Sarkoms erscheint zugleich im Kontext unterschiedlicher Sinngebungsverfahren. Diese schliessen an Diskurse ausserhalb der Medizin an und geben den Läsionen weitere, über die Medizin hinausgehende Bedeutungen. So markieren sie z.B. als ‚Kainsmale‘ sittliche Verfehlung oder machen als ‚Wundmale Christi‘ das Leiden zugänglich. 3. Bilder schaffen Akzeptanz: Die Darstellungen verfolgen nicht selten das Ziel, die Kranken oder die Krankheit akzeptabel zu machen. Je nach Zielpublikum bedienen sie sich dafür unterschiedlicher Strategien. Da das Kaposi Sarkom in einigen Todesszenen verschwindet, geht es zugleich um die Frage, welche Bilder in welchen Kontexten zumutbar sind und wo die Grenzen des Akzeptablen liegen. Die Untersuchung greift auf Luhmanns Theorie der Ausdifferenzierung sozialer Systeme und Foucaults Diskurstheorie zurück: Text- bzw. bild-text-generierende Systeme (z.B. Literatur und Film) eignen sich Material aus anderen Systemen (z.B. Medizin) an und transformieren dieses gattungsspezifisch. Detailliert können diese Transformationen in den Einzeldarstellungen mit einem diskursanalytischem Ansatz untersucht werden. Texte und Bilder reagieren zudem auf Erwartungshorizonte und verändern diese, was sich mit Hilfe der Rezeptionstheorie beschreiben lässt.

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The vulvar intraepithelial neoplasia (VIN) is a rare chronic skin condition that may progress to an invasive carcinoma of the vulva. Major issues affecting women's health were occurring symptoms, negative influences on sexuality, uncertainty concerning the illness progression and changes in the body image. Despite this, there is little known about the lived experiences of the illness trajectory. Therefore, the aim of this study was to describe the experiences of women with VIN during the illness trajectory. In a secondary data analysis of the foregoing qualitative study we analysed eight narrative interviews with women with VIN by using thematic analysis in combination with critical hermeneutics. Central for these women during their course of illness was a sense of "Hope and Fear". This constitutive pattern reflects the fear of recurrence but also the trust in healing. The eight narratives showed women's experiences during their course of illness occurred in five phases: "there is something unknown"; "one knows, what IT is"; "IT is treated and should heal"; "IT has effects on daily life"; "meanwhile it works". Women's experiences were particularly influenced by the feeling of "embarrassment" and by "dealing with professionals". Current care seems to lack adequate support for women with VIN to manage these phases. We suggest, based on our study and the international literature, that new models of counselling and providing information need to be developed and evaluated.

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We describe the case of a 35-year-old female patient who suffered from fulminant tick-borne encephalitis and subsequently died. Remarkable about this case was that the woman was not living in an endemic area and that the disease occurred outside the usual season. Furthermore, this indicates that an increase in transmission of tick-borne encephalitis can be expected outside the classical endemic areas in higher altitudes, possibly as a consequence of climate changes.

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Antiretroviral therapy to treat HIV, as we know it today, is nothing less than a huge success story in modern medical history. What used to be an almost certain death-sentence was transformed into a very manageable chronic disease by means of highly efficient und mostly well tolerated drugs. Today, HIV-infected patients treated according to international recommendations have a very good chance to outgo the negative effects of HIV-1 and are therefore able to reach an almost normal life expectancy. Furthermore, patients successfully treated with antiretroviral drugs are no longer infectious, which is an essential aspect of global strategies to overcome the pandemic. Nevertheless, due to the complexity of HIV, physicians treating patients with antiretroviral therapy require profound knowledge of aspects such as viral resistance mechanisms and immune reconstitution, as well as drug-toxicity und drug-drug-interactions. Many other aspects such as long-term side-effects of antiretroviral drugs are still unknown. Strict adherence to treatment is of utmost importance.

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Die Leptospirose ist eine der wichtigsten Zoonosen weltweit. Die Krankheit kann durch über 250 pathogene Serovare von Leptospira interrogans verursacht werden, was ihre Diagnose und Prophylaxe erheblich erschweren kann.

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Arzneimittel für seltene Krankheiten (orphan drugs) lassen sich unter normalen Marktbedingungen kaum kostendeckend erforschen, entwickeln und vermarkten, was zu einem Mangel an geeigneten Therapien und zugelassenen Arzneimitteln für seltene Krankheiten führt. Um den fortdauernden Ausschluss von betroffenen Patienten vom medizinischen Fortschritt zu verhindern und die Defizite in der Erforschung und Entwicklung von orphan drugs zu beseitigen, schuf die Europäische Union – nach US-amerikanischem Vorbild – ein Anreizsystem. Der vorliegende Beitrag erläutert die regulatorischen Rahmenbedingungen für orphan drugs in der EU und zeigt auf, dass die Schweiz in der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Patientinnen und Patienten, die an einer seltenen Krankheit leiden, anderen Ländern um Jahre hinter her hinkt, sich aber allmählich etwas tut.

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Die Polyneuropathien sind Komplikationen der Infektion mit dem Human- Immunodeficiency-Virus (HIV). Dazu gehören Polyradikulopathien, distale (sensible) Polyneuropathien, Mono- und Oligoneuropathien und brachiale Neuritiden. Selten gibt es Formen, die sich nicht kategorisieren lassen. In dieser Dissertation präsentieren wir einen aussergewöhnlichen Fall einer bilateralen Neuritis des Nervus vestibulo-cochlearis (N. vestibulocochlearis). In einer ausgedehnten Literaturrecherche ist das erst der dritte beschriebene Fall. Gleichzeitig wurde die Literaturrecherche genutzt, um epidemiologische, klinische und laborchemische Parameter der HIV-assoziierten Polyneuropathien zu analysieren. Dazu wurden Daten von 539 Patientinnen aus 67 Publikationen extrahiert und ausgewertet. Die Daten wurden bezüglich ihrer Qualität gewertet, um den Schlussfolgerungen eine Gewichtung zu geben. Die Literaturanalyse ergab, dass die meisten Daten zu HIVassoziierten – und bezüglich antiretroviraler Therapie (ART) naiven – Polyneuropathien von afrikanischen Patienten stammen. Die meisten europäischen und nordamerikanischen Studien zu diesem Thema wurden vor 1996 publiziert. Polyradikulopathien präsentieren sich typischerweise früh und distale (sensible) Polyneuropathien spät in der HIV-Krankheit. Das Guillain-Barré-Syndrom war das häufigste Krankheitsbild der Polyradikulopathien. Die häufigste Präsentation distaler Polyneuropathien sind Sensibilitätsausfälle an den unteren Extremitäten. Bei den Mono- und Oligoneuropathien hat ein Grossteil der Personen Mononeuropathien, wobei der N. facialis am häufigsten betroffen ist. Die Rolle der ART zur Erholung der Neuropathien konnte nicht beurteilt werden. Unter den HIV-assoziierten Polyneuropathien haben die distalen (sensiblen) Polyneuropathien die schlechtere und die Polyradikulopathien und Mono- oder Oligoneuropathien die bessere Prognose bezüglich Erholung

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The present article gives a survey over the current scientific knowledge of the canine neuronal ceroid-lipofuscinosis (NCL). NCL is a heterogenous group of lysosomal storage diseases in humans and animals. In consequence of a gene mutation, there is an accumulation of ceroid-lipofuscin in neurons, cells of the retina and the skin and other cells. The stored ceroid-lipofuscin in neurons leads to an impaired cell function and subsequently to cell death. Recently, the underlying genetic defect was discovered in several dog breeds. Genetic testing permits an ante mortem diagnosis of the disease, which up to now was only possible with a positive biopsy result. Another advantage is the identification of carrier animals to eliminate the deleterious alleles.

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Depressionen verursachen immer höhere Kosten für die Gesellschaft. Das liegt auch an einer falschen Versorgung: Die Krankheit sollte früher und gezielter behandelt werden.

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Grosse Vulkanausbrüche können das Klima stark beeinflussen. Eine der mächtigsten Eruptionen der letzten 20 000 Jahre, der Ausbruch des Tambora in Indonesien im April 1815, verursachte in Mittel- und Westeuropa ein «Jahr ohne Sommer». Dieses schloss an die Napoleonischen Kriege (1792–1815) an, welche die Vorräte der Bevölkerung in weiten Teilen Europas erschöpft hatten. Anhaltende Nässe und Kälte im Jahre 1816 zogen Ernteausfälle, Teuerung, Armut, Krankheit und Tod nach sich. Die Schweiz litt besonders stark unter der letzten grossen Subsistenzkrise des Westens. Die Studie untersucht die Geschichte des Hungers zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus einer interdisziplinären Perspektive. Das von Daniel Krämer entwickelte Modell zu den konzeptionellen Strukturen des Hungers erlaubt eine Raum und Zeit übergreifende Untersuchung der langfristigen Ursachen, der kurzfristigen Auslöser, der unmittelbaren Auswirkungen und der angewandten Adaptionsstrategien auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen. Das Problem der Messbarkeit des Hungers wird mit verschiedenen Ansätzen untersucht. Neben klassischen Indikatoren aus der Preis- und Bevölkerungsgeschichte werden Daten zur steigenden Kleinkriminalität im Alltag und zur Entwicklung der mittleren Körperhöhe als Merkmal für den biologischen Lebensstandard beigezogen. Schliesslich machen eigens erstellte Mangelernährungskarten für die Jahre 1817 und 1818 erstmals die erheblichen Unterschiede der sozio-ökonomischen Verletzlichkeit auf Bezirksebene in der ganzen Schweiz sichtbar. Die Eidgenossenschaft eignet sich durch ihre feine territoriale Kammerung und die Vielfalt der Verwaltungstraditionen hervorragend für eine Studie mit Modellcharakter in der historischen Hungerforschung.

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Up to one third of the general population suffers from symptoms caused by hemorrhoids. Conservative treatment comes first unless the patient presents with an acute hemorrhoidal prolapse or a thrombosis. A fiber enriched diet is the primary treatment option, recommended in the perioperative period as well as a long-term prophylaxis. A timely limited application of topical ointments or suppositories and/or flavonoids are further treatment options. When symptoms persist interventional procedures for grade I-II hemorrhoids, and surgery for grade III-IV hemorrhoids should be considered. Rubber band ligation is the interventional treatment of choice. A comparable efficacy using sclerosing or infrared therapy has not yet been demonstrated. We therefore do not recommend these treatment options for the cure of hemorrhoids. Self-treatment by anal insertion of bougies is of lowrisk and may be successful, particularly in the setting of an elevated sphincter pressure. Anal dilation, sphincterotomy, cryosurgery, bipolar diathermy, galvanic electrotherapy, and heat therapy should be regarded as obsolete given the poor or missing data reported for these methods. For a long time, the classic excisional hemorrhoidectomy was considered to be the gold standard as far as surgical procedures are concerned. Primary closure (Ferguson) seems to be superior compared to the "open" version (Milligan Morgan) with respect to postoperative pain and wound healing. The more recently proposed stapled hemorrhoidopexy (Longo) is particularly advisable for circular hemorrhoids. Compared to excisional hemorrhoidectomy the Longo-operation is associated with reduced postoperative pain, shorter operation time and hospital stay as well as a faster recovery, with the disadvantage though of a higher recurrence rate. Data from Hemorrhoidal Artery Ligation (HAL)-, if appropriate in combination with a Recto-Anal Repair (HAL/RAR)-, demonstrates a similar trend towards a better tolerance of the procedure at the expense of a higher recurrence rate. These relatively "new" procedures equally qualify for the treatment of grade III and IV hemorrhoids, and, in the case of stapled hemorrhoidopexy, may even be employed in the emergency situation of an acute anal prolapse. While under certain circumstances different treatment options are equivalent, there is a clear specificity with respect to the application of those procedures in other situations. The respective pros and cons need to be discussed separately with every patient. According to their own requirements a treatment strategy has to be defined according to their individual requirements.

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Psychosomatische und psychische Krankheiten nehmen konstant zu, die Kosten belasten die Wirtschaft, die Kranken selbst und ihr Umfeld. Stresssituationen am Arbeitsplatz mit schwierig erkennbaren Symptomen fordern die Arbeitgeber. Die Früherkennung beschäftigt die Politik, die Gesellschaft und die Wirtschaft. Wie kann gemeinsam erreicht werden, dass krank werdende Menschen früher systematisch erkannt und kostenoptimiert bei guter Qualität betreut werden? Aus verschiedenen Blickwinkeln wird diese Frage erstmals umfassend angegangen, und es werden Lösungen für Arbeitgeber, Sozial- und Zusatzversicherer vorgestellt. (Klappentext)

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Wer anderen Gutes tun möchte, benötigt die Möglichkeit, wirksam tätig zu werden. Dabei kann es um Wissen um Therapietechniken und -verfahren gehen, um die Kenntnis derjenigen, die man fragen oder konsultieren sollte, aber natürlich auch um finanzielle Mittel, um etwa Spezialisten, ihre Kompetenzen und technologischen Möglichkeiten nutzen zu können. Man kann diese kulturellen, sozialen und ökonomischen Ressourcen mit dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu unter dem Begriff des Kapitals zusammenfassen: Kulturelles, soziales und ökonomisches Kapital bezeichnen dann jeweils einen spezifischen Typ von sozialer Gestaltungsmacht. Aber gerade im Gesundheitswesen ist die Frage nach Gestaltungsmacht heikel. Denn einerseits fühlt sich jemand, der unter einer akuten und vielleicht sogar schmerzhaften Krankheit leidet, oft ohnehin schon verletzlich, ohnmächtig und ausgeliefert, sodass die Frage nach der Macht hier unangebracht oder obsolet erscheint. Andererseits wirkt in einem Bereich, in dem es um Fürsorge (caring), um Wohltun (beneficence), Behandlung und Heilung geht, der Begriff der Macht, den wir oft genug mit Herrschaft und Gewalt verbinden, merkwürdig fehl am Platz. Klassisch wird die Frage nach der Macht im Bereich des Gesundheitswesens unter dem Etikett des Paternalismus verhandelt und vor allem auf das Verhältnis von Arzt und Patient bezogen, in dem dann das normative Benevolenzprinzip und das Prinzips des Respekts vor der Autonomie des Patienten oder der Patientin in Konflikt geraten können. Allerdings lässt sich fragen, ob diese Perspektive nicht eine Engführung darstellt. Denn oft sind nicht nur die unmittelbar kranken oder pflegebedürftigen Patienten und Patientinnen, sondern auch ihre Angehörigen betroffen – bei betagten Patienten ist das sogar die Regel. Zudem sorgt die zunehmende Bedeutung, Präsenz und nicht zuletzt Verwissenschaftlichung der Pflege für möglichen Konfliktstoff zwischen Pflegenden und Behandelnden. Und schliesslich führt der steigende ökonomische Druck zu Reibungsflächen zwischen den zu Effizienz und ökonomischer Nachhaltigkeit verpflichteten Verwaltenden und Behandelnden wie Pflegenden. Der Band, der Beiträge einer interdisziplinären Berner Tagung aufnimmt und durch zusätzliche Perspektiven ergänzt, geht der ‹Macht der Fürsorge› und ihrer Verteilung im Sechseck von Patienten und Patientinnen, Behandelnden, Pflegenden, Verwaltenden, Angehörigen und politisch Verant-wortlichen in ethischer Perspektive nach.