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Über Gewalt und Liebe: Transnationale Adoption in Österreich Julia Rehsmann Eine Adoption bedeutet meist den Bruch mit der leiblichen Familie – zu verstehen als ein „Akt der Gewalt“ – und die Inkorporation in ein neues Familiennetzwerk – ein „Akt der Liebe“. Kinder zu bekommen wird in unserer Gesellschaft als wichtiger Teil des Lebens gesehen und trotz Fortschritten in der Reproduktionsmedizin bleibt die Zahl international adoptierter Kinder global gesehen auf einem gleich hohen Niveau. Im Rahmen einer Adoption werden vorherrschende Konzepte von Verwandtschaft und Zugehörigkeit in Frage gestellt, da die Beziehung zwischen Eltern und Kind nicht auf biogenetischer, sondern auf sozialer, emotionaler und rechtlicher Verbundenheit basiert. Wenn Adoptionen zwischen verschiedenen Ländern zustande kommen und das Kind meist anders aussieht als die Adoptiveltern, tauchen unweigerlich Fragen zu Identität, Zu- gehörigkeit, race und Kultur auf. Antworten zu Fragen wie „Wer bin ich?“ und „Woher komme ich?“ sind im Falle von Adoption und insbesondere von transnationaler Adoption komplizierter und schwieriger zu finden als im Falle der klaren biogenetischen Eltern-Kind-Beziehung. Welche Bedeutung hat diese Migration junger Kinder vor allem aus armen Nationen in die wohlhabenderen Länder der Vereinigten Staaten und Europas? Welche Bedeutung haben die in den letzten Jahren vermehrt auftretenden Reisen von Adoptierten und ihren Familien in ihre jeweiligen Geburtsländer? Die Adoptionsfamilie widerspricht in gewisser Hinsicht dem Bild der Familie als Teil des privaten Lebens, da sie während des Adoptionsprozesses von Bereichen des öffentlichen Lebens (Institutionen, Agenturen, Gesetzen) beeinflusst und bestimmt wird. Transnationale Adoptionen stellen nicht nur Individuen, sondern auch staatliche Institutionen vor große Herausforderungen und verlangen nach neuen Strategien im Umgang mit neuen Familienstrukturen. Im Rahmen des Vortrags soll ein Überblick über das Phänomen in Österreich gegeben werden und in Bezug zu anderen sozialanthro-pologischen Arbeiten zum Thema gesetzt werden, wobei in der empirischen Forschung der Fokus auf Familien mit Kindern aus Äthiopien lag.