68 resultados para Interkulturelle Forschung
Resumo:
Der Aufsatz nähert sich dem Interpretationsproblem des ,Ring', eines seit Forschungsbeginn ausserordentlich konträr diskutierten Textes, aus wissenschaftsanalytischer Perspektive. Er führt die Zersplitterung und die Extremisierung der Deutungsansätze, die die breite Forschung zu Wittenwilers Werk kennzeichnet, auf einen vergleichsweise simplen Befund zurück: die ungeklärte Frage nach dem Verhältnis von Komik und Didaktik und der Ernsthaftigkeit des lehrhaften Angebots im ,Ring'. Die so auf grundlegendster Ebene offen gebliebene Erfassung des Textes führt in einen interpretatorischen Leerraum, in dem die widersprüchlichsten, oft wissenschaftsideologisch begründeten Positionen Platz finden. Ihre Analyse zeigt, dass sie sich in wiederkehrende Gruppierungen ordnen. Als Schlüsselglied sowohl der Befunddaten als auch der konträren Vernetzungen von Befund und Deutung wird die wechselnd rote und grüne Initialenlinie der Münchner Handschrift identifiziert. Als im Prolog eingeführte Markierung von Ernst auf der einen und Komik auf der anderen Seite ist sie nicht nur visueller Ausdruck des Deutungsproblems des ,Ring', sondern sie hat es wegen der scheinbaren Unstimmigkeit ihrer Zuweisungen auch wesentlich bedingt. Der Aufsatz zeigt ihren bisher übersehenen Aufschluss für das Verständnis des Werks. Nimmt man die Linie als graphisches Verfahren ernst, stellt sie sich als strukturelle Markierung zum Auffinden von Text im diskontinuierlichen Zugriff dar - nicht aber, wie man sie bisher ausnahmslos verstand, als semantische Kommentierung eines laufenden, kontinuierlich zu lesenden Textes. Die strukturierende Funktion des Farbwechsels ist auf zwei Ebenen nachzuweisen: Auf Makroebene trennen seine Zuweisungen vorwiegend narrative und vorwiegend wissensvermittelnde Grosspartien des ,Ring' durch eine jeweilige Grundfarbe. Auf Mikroebene wird diese Grundfarbe durch die jeweils andere Farbe durchbrochen, um formale Einschnitte wie etwa Sprecherwechsel, Ortswechsel, Handlungsneueinsätze, Beginn und Ende eines eingeschalteten Binnentextes oder einer Sentenz anzuzeigen. Dem Benutzer der autornahen Handschrift sollte so in einem ersten Schritt (makrostrukturell) ermöglicht werden, gezielt auf gewünschte Stellen des Textes zuzugreifen und ihn in einem zweiten Schritt (mikrostrukturell) schneller zu erfassen. Nicht in seiner Umsetzung, sehr wohl aber in seiner Funktion steht dieses ungewöhnliche Layout zeitgenössischen Techniken der Buchgliederung durchaus nahe. Auch im Profil der Zusammenstellung seiner Binnentexte rückt der ,Ring' damit in die Nähe der im Spätmittelalter beliebten Sammelhandschriften mit Ziel einer Wissenssumme, die hier narrativ verbundenen wird. Es scheint, als möchte der ,Ring' in einem ungewöhnlichen Experiment beides sein: Kompilation und Werkganzes, Wissenssammlung und Erzählwerk - Texte und Text. Als Ergebnis einer Neuuntersuchung des Münchner codex unicus des ,Ring' weist der Beitrag schliesslich darauf hin, dass auch zahlreiche Markierungszeichen am Spaltenrand formale und strukturelle Texteinschnitte anzeigen und somit die gleiche Funktion haben wie der Farbwechsel auf Mikroebene. Ein kausaler, produktionstechnischer Zusammenhang zwischen diesen Zeichen und der Verteilung des Farbwechsels ist nicht auszuschliessen, zumal beide Verfahren etwa im letzten Fünftel des Textes zunehmend zusammenfallen. Möglicherweise war nur die makrostrukturelle Funktion des Farbwechsel ursprünglich indendiert und mit der Erläuterung im Prolog bezeichnet, während seine mikrostrukturelle Funktion erst Resultat des Abschreibprozesses ist.
Resumo:
PURPOSE: The objective of this experiment is to establish a continuous postmortem circulation in the vascular system of porcine lungs and to evaluate the pulmonary distribution of the perfusate. This research is performed in the bigger scope of a revascularization project of Thiel embalmed specimens. This technique enables teaching anatomy, practicing surgical procedures and doing research under lifelike circumstances. METHODS: After cannulation of the pulmonary trunk and the left atrium, the vascular system was flushed with paraffinum perliquidum (PP) through a heart-lung machine. A continuous circulation was then established using red PP, during which perfusion parameters were measured. The distribution of contrast-containing PP in the pulmonary circulation was visualized on computed tomography. Finally, the amount of leak from the vascular system was calculated. RESULTS: A reperfusion of the vascular system was initiated for 37 min. The flow rate ranged between 80 and 130 ml/min throughout the experiment with acceptable perfusion pressures (range: 37-78 mm Hg). Computed tomography imaging and 3D reconstruction revealed a diffuse vascular distribution of PP and a decreasing vascularization ratio in cranial direction. A self-limiting leak (i.e. 66.8% of the circulating volume) towards the tracheobronchial tree due to vessel rupture was also measured. CONCLUSIONS: PP enables circulation in an isolated porcine lung model with an acceptable pressure-flow relationship resulting in an excellent recruitment of the vascular system. Despite these promising results, rupture of vessel walls may cause leaks. Further exploration of the perfusion capacities of PP in other organs is necessary. Eventually, this could lead to the development of reperfused Thiel embalmed human bodies, which have several applications.
Resumo:
Der Sammelband ,,Right-wing extremism" hat ein doppeltes Ziel. Zum einen soll er das Nationale Forschungsprogramm 40plus und seine Projekte präsentieren (die alle mit Beiträgen präsent sind), zum anderen sollen diese nationalen Beiträge in eine internationale Perspektive gestellt werden, sodass in der Übersicht und Umschau eine Verortung der schweizerischen Forschung (und damit auch des NFP40plus selbst) und ihrer Resultate möglich wird. Eingeladen wurden dazu führende europäische Forscher auf dem Gebiet des Rechtsextremismus.
Resumo:
Die heute im Archiv der katholischen Kirchengemeinde Frauenfeld, Schweiz, verwahrten ältesten Fragmente von ,Flore und Blanscheflur' gehören zu den bedeutendsten Zeugen der frühen mittelhochdeutschen Überlieferung. Der Aufsatz bietet eine detaillierte kodikologische, paläographische und dialektologische Untersuchung der in der neueren Forschung vernachlässigten Bruchstücke. Anhand einer genauen Autopsie der erhaltenen Reste können die materiale Struktur der ursprünglichen Vollhandschrift und auch der gestufte Prozess ihrer Makulierung rekonstruiert werden. Als ihr Besitzer im 14. Jahrhundert wird ein Frauenfelder Priester und Pfründstifter, Nikolaus Rüdiger von Messkirch, vermutet. Anlässlich der jeweils nicht eindeutigen Datierung und Lokalisierung der Fragmente werden grundsätzliche Überlegungen zu methodischen Problemen der mediävistischen Handschriftenkunde angestellt. Die Ergebnisse betreffen vor allem zwei Punkte: (1) Layoutmerkmale - im vorliegenden Fall: abgesetzt notierte Verse - sollten bei post quem-Datierungen nicht als Ausschlusskriterium, sondern nur als Indiz herangezogen werden; dabei sollte die Möglichkeit einer direkten Beeinflussung durch französische Vorbilder in Betracht gezogen werden, deren Layoute sich im deutschen Raum im Regelfall erst zeitlich versetzt etablieren. Exemplarisch wird ein bestimmtes Layoutmerkmal der Frauenfelder Fragmente - abgesetzte Verse mit an den rechten Rand gezogenen Reimpunkten - in seiner Belegdichte in der französischen und auch lateinischen Überlieferung seit dem 12. Jahrhundert aufgearbeitet. (2) Bei der Kriterienbildung zur Schriftsprachenbestimmung im Gefolge besonders des ,Historischen südwestdeutschen Sprachatlas' und der auf dem ,Corpus der altdeutschen Originalurkunden' beruhenden Systematisierungen ist für das 13. Jahrhundert zu wenig berücksichtigt worden, dass mit der deutschsprachigen Urkundenüberlieferung das gesamte Belegmaterial erst im letzten Viertel dieses Jahrhunderts einsetzt. Für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts, das die Entwicklung einer neuen literarischen Buchproduktion erlebte und das entsprechende graphematische Wandelerscheinungen erwarten lässt, bilden die daraus gewonnenen Sprachmerkmale keine zuverlässigen Abgrenzungskriterien. Sie sind im Einzelfall zu prüfen, wobei insbesondere im südwestdeutschen Raum aus Gründen des begrenzten Corpus Systematisierungen nur eingeschränkt möglich sind. Exemplarisch werden die Belege eines bestimmten Dialektmerkmals, des sog. ,,ch-Konsonantismus", anhand der gesamten Überlieferung aus dem südwestdeutschen Raum der ersten Jahrhunderthälfte erhoben. Es erweist sich, dass dieses als spezifisch bairisch (ostoberdeutsch) geltende Merkmal auch im alemannischen (westoberdeutschen) Raum für den fraglichen Zeitraum keine Ausnahme bildet. Dabei zeichnen sich Unterschiede in den Schreibungen weltlicher und geistlicher Texte ab.