Rachegefühle und posttraumatische Belastungsreaktionen bei Opfern von Gewalttaten

Theoretischer Hintergrund: Beschreibungen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTB) besagen, dass Personen mit PTB häufig starke Rachegefühle erleben. Es besteht jedoch ein Mangel an bestätigenden empirischen Untersuchungen. Fragestellung: Der Zusammenhang zwischen Rachegefühlen und posttraumatischen Belastungsreaktionen wird untersucht. Methode: Die Daten wurden mittels Selbstbeurteilung bei 174 Opfern von Gewalttaten erfasst. Zur Messung der Belastungsreaktionen wurde die Impact of Event-Skala – revidierte Version (IES-R) eingesetzt. Ergebnisse: Rachegefühle korrelieren bedeutsam mit posttraumatischer Intrusion und Übererregung, jedoch nicht mit Vermeidung. Rachegefühle leisten einen Beitrag zur Varianzaufklärung, der über den Vorhersagebeitrag viktimologischer Standardvariablen hinausgeht. Der Zusammenhang wird jedoch erst mit wachsendem zeitlichen Abstand vom Ereignis enger. Schlussfolgerungen: Rachegefühle sind vermutlich als dysfunktionale Bewältigungsreaktion auf erlittene Ungerechtigkeit zu bewerten, jedoch nicht in der ersten Zeit nach einer kriminellen Viktimisierung.

Individuals with Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) are often said to experience a strong feelings of revenge. However, there is a lack of confirmatory empirical studies. Objectives: The relationship between a feelings of revenge and posttraumatic stress reactions is investigated. Methods: Self-report data were gathered from 174 victims of violent crimes. Stress reactions were assessed with the Impact of Event Scale - Revised (IES-R). Results: Feelings of revenge correlates significantly with posttraumatic intrusion and hyperarousal, but not with avoidance. Feelings of revenge explains a variance proportion of that is greater than the predictive power of standard victimological variables. However, the relationship becomes stronger only with increasing time after the event. Conclusions: Feelings of revenge must presumably be regarded as a dysfunctional coping reaction to injustice, but not in the immediate aftermath of criminal acts.