Schriftlicher Text im Film und seine Übersetzung : die Inserts der BBC-Serie Sherlock (2010-12) ; aus der Perspektive von Untertiteltheorie, Comictheorie und Translationspraxis


Autoria(s): Molerov, Dimitar
Data(s)

2013

Resumo

Die BBC-Serie SHERLOCK war 2011 eine der meistexportierten Fernsehproduktionen Großbritanniens und wurde weltweit in viele Sprachen übersetzt. Eine der Herausforderungen bei der Übersetzung stellen die Schrifteinblendungen der Serie (kurz: Inserts) dar. Die Inserts versprachlichen die Gedanken des Protagonisten, bilden schriftliche und digitale Kommunikation ab und zeichnen sich dabei durch ihre visuelle Auffälligkeit und teilweise als einzige Träger sprachlicher Kommunikation aus, womit sie zum wichtigen ästhetischen und narrativen Mittel in der Serie werden. Interessanterweise sind in der Übersetztung alle stilistischen Eigenschaften der Original-Inserts erhalten. In dieser Arbeit wird einerseits untersucht, wie Schrifteinblendungen im Film theoretisch beschrieben werden können, und andererseits, was sie in der Praxis so übersetzt werden können, wie es in der deutschen Version von Sherlock geschah. Zur theoretischen Beschreibung werden zunächst die Schrifteinblendungen in Sherlock Untertitelungsnormen anhand relevanter grundlegender semiotischer Dimensionen gegenübergestellt. Weiterhin wird das Verhältnis zwischen Schrifteinblendungen und Filmbild erkundet. Dazu wird geprüft, wie gut verschiedene Beschreibungsansätze zu Text-Bild-Verhältnissen aus der Sprachwissenschaft, Comicforschung, Übersetzungswissenschaft und Typografie die Einblendungen in Sherlock erklären können. Im praktischen Teil wird die Übersetzung der Einblendungen beleuchtet. Der Übersetzungsprozess bei der deutschen Version wird auf Grundlage eines Experteninterviews mit dem Synchronautor der Serie rekonstruiert, der auch für die Formulierung der Inserts zuständig war. Abschließend werden spezifische Übersetzungsprobleme der Inserts aus der zweiten Staffel von SHERLOCK diskutiert. Es zeigt sich, dass Untertitelungsnormen zur Beschreibung von Inserts nicht geeignet sind, da sie in Dimensionen wie Position, grafische Gestaltung, Animation, Soundeffekte, aber auch Timing stark eingeschränkt sind. Dies lässt sich durch das historisch geprägte Verständnis von Untertiteln erklären, die als möglichst wenig störendes Beiwerk zum fertigen Filmbild und -ablauf (notgedrungen) hinzugefügt werden, wohingegen für die Inserts in SHERLOCK teilweise sogar ein zentraler Platz in der Bild- und Szenenkomposition bereits bei den Dreharbeiten vorgesehen wurde. In Bezug auf Text-Bild-Verhältnisse zeigen sich die größten Parallelen zu Ansätzen aus der Comicforschung, da auch dort schriftliche Texte im Bild eingebettet sind anstatt andersherum. Allerdings sind auch diese Ansätze zur Beschreibung von Bewegung und Ton unzureichend. Die Erkundung der Erklärungsreichweite weiterer vielversprechender Konzepte, wie Interface und Usability, bleibt ein Ziel für künftige Studien. Aus dem Experteninterview lässt sich schließen, dass die Übersetzung von Inserts ein neues, noch unstandardisiertes Verfahren ist, in dem idiosynkratische praktische Lösungen zur sprachübergreifenden Kommunikation zwischen verschiedenen Prozessbeteiligten zum Einsatz kommen. Bei hochqualitative Produktionen zeigt ist auch für die ersetzende Insertübersetzung der Einsatz von Grafikern unerlässlich, zumindest für die Erstellung neuer Inserts als Übersetzungen von gefilmtem Text (Display). Hierbei sind die theoretisch möglichen Synergien zwischen Sprach- und Bildexperten noch nicht voll ausgeschöpft. Zudem zeigt sich Optimierungspotential mit Blick auf die Bereitstellung von sorgfältiger Dokumentation zur ausgangssprachlichen Version. Diese wäre als Referenzmaterial für die Übersetzung insbesondere auch für Zwecke der internationalen Qualitätssicherung relevant. Die übersetzten Inserts in der deutschen Version weisen insgesamt eine sehr hohe Qualität auf. Übersetzungsprobleme ergeben sich für das genretypische Element der Codes, die wegen ihrer Kompaktheit und multiplen Bezügen zum Film eine Herausforderung darstellen. Neben weiteren bekannten Übersetzungsproblemen wie intertextuellen Bezügen und Realia stellt sich immer wieder die Frage, wieviel der im Original dargestellten Insert- und Displaytexte übersetzt werden müssen. Aus Gründen der visuellen Konsistenz wurden neue Inserts zur Übersetzung von Displays notwendig. Außerdem stellt sich die Frage insbesondere bei Fülltexten. Sie dienen der Repräsentation von Text und der Erweiterung der Grenzen der fiktiv dargestellten Welt, sind allerdings mit hohem Übersetzungsaufwand bei minimaler Bedeutung für die Handlung verbunden.

The BBC series Sherlock was one of the UK's television export hits in 2011, having been sold worldwide and translated into many languages. One of the challenges for translation are the text inserts in the series, used as an aesthetic means and a narrative device. The inserts not only verbalize the protagonist's thoughts and show written and typed communication, but have also distinctive visual properties and a vital narrative function in the series. Interestingly, the German translation retains the translated texts with all their stylistic properties. This paper analyses, on the one hand, how inserts in fictional films can be conceptualized, and on the other hand, what it takes to translate them the way it was done in the German version of Sherlock. The theoretical conceptualization of insert is approached first by comparing the inserts in Sherlock to subtitle norms according to basic semiotic dimensions deemed relevant for the description of inserts. Secondly, the analysis turns to the relationship between written text and filmic image, evaluating several theoretical text-image approaches from the fields of linguistics, comics studies, translation studies, and typography, and checking their explanatory potential for the inserts in Sherlock. Then, the practical side of insert translation is presented. The translation process of the German translation is reconstructed on the basis of an expert interview with the author of the German dub scripts, who was commissioned with phrasing the insert texts. Finally, the paper presents translation problems with respect to inserts, which were encountered in various forms in the second season of Sherlock. The analysis showed that subtitling norms are unsuitable for describing inserts, since they are too narrowly defined with regard to dimensions, such as position, graphics, animation, sound effects, but also timing. This is partly due to the historically influenced understanding of subtitles as belated attachments, which are not to disrupt the finished filmic image more than absolutely necessary, whereas the inserts in SHERLOCK were sometimes even given a central position in the image and scene and were anticipated already during filming. With regard to text-image-relations, approaches from comics studies offered the best explanations, since in comics, too, written text is embedded in the image, not vice versa. Still, a shortcomings of these approaches is that they cannot sufficiently explain movement or sound. Exploration of promising concepts, such as interface and usability, remains for future studies. Conclusions from the expert interview include that insert translation is a new, not yet standardized method, which features idiosyncratic practical solutions for cross-language communication between various practitioners. For high-quality productions, graphic designers are indispensable. Even if inserts are translated through substitution, new inserts need to be created to translate filmed text (display). The theoretical insights suggest that language and image experts can cooperate even more closely to unlock synergies in meaning construction through the interplay of text and image. There are further possibilities for optimization. In addition to the source-language version, carefully drafted documentation could be supplied as a reference material to enhance translations. Such a measure would support international quality assurance. Overall, the insert translations in the German version showed a very high quality. Translation problems occured in codes, a typical genre element, which is difficult to translate due to its conciseness and multiple references within the film. Apart from common translation problems, such as intertextual references and realia, a recurring difficulty was deciding which parts of the original insert and display texts should or need not be translated. To maintain visual consistency, new inserts had to created to translate displays. Furthermore, this question was most difficult to answer with filler texts. They serve to represent text by itself and expand the boundaries of the fictional world. However, they also require much translation effort while having no importance for the plot.

Formato

application/pdf

Identificador

urn:nbn:de:hebis:77-39985

http://ubm.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2015/3998/

Idioma(s)

ger

Publicador

06: Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaften. 06: Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaften

Direitos

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Palavras-Chave #Filmübersetzung, Schrifteinblendungen, SHERLOCK, Comics, Untertitelung #Film Translation, Inserts, SHERLOCK, Comics, Subtitling #Language, Linguistics
Tipo

Thesis.Master